Triumph des guten Willens
In der deutschen Öffentlichkeit ist zwar eine unübersehbare Müdigkeit und Verdrossenheit in der Diskussion über das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin zu bemerken, dennoch läuft das Geschäft gut. There is no business like showbusiness. Auf dem Leichenberg des deutschen Faschismus ist ein reges Treiben in Sachen Erinnerungskultur entstanden. Was da an Stelen, Betonwänden, Fahnenmasten, Davidsternen und dergleichen erdacht und projektiert wird, läßt einen vor Unbehagen über diesen Trauerkitsch erschaudern. Mit welcher Unbedarftheit Künstler sich diesem Thema nähern, läßt sich am Beispiel von Gesine Weinmiller darstellen, die in einem Interview mit dem Zeit-Magazin (22.1.1998) auf die Frage “Hatten Sie keinen Bammel vor so einem großen Thema”, antwortete: “Nein, ich habe schon lange keine Angst mehr in architektonischer Hinsicht. Entweder fällt mir was ein oder nicht. Dabei ist es völlig egal, ob die Aufgabe ein Kindergarten oder ein Mahnmal ist.”
Unabhängig von der Frage, ob solch eine Aufgabe mit künstlerischen Mitteln überhaupt zu bewältigen ist, setzt eine wie auch immer geartete ästhetische Lösung eine eingehende Beschäftigung mit der Nachkriegssituation und der deutschen Amnesie voraus. Der Opfer zu gedenken und die Täter zu verschweigen ist ein durchgängiges Phänomen der meisten Holocaust-Mahnmale in der Bundesrepublik. Aus diesem Grund hatte Klaus Theweleit 1995 vorgeschlagen, in die damals präferierte gigantische Grabmalsplatte von Christine Jackob-Marks nicht die Namen der Opfer sondern die der Täter einzumeißeln.
Eike Geisel, der 1997 nach langer Krankheit mit 52 Jahren verstarb, hat sich in vielen Aufsätzen und Artikeln mit der philosemitischen Umgarnung der Juden und dem Antisemitismus deutscher Couleur auseinandergesetzt, der in…