Trisha Brown
Auch wenn inzwischen überall Kameras und andere Maschinen bereitliegen, der Tanz ist nicht zu fassen! Vielleicht sind deshalb alle Choreographen Zeichner, jedenfalls Spezialisten individueller Aufzeichnungssysteme, die Partituren ihrer Arbeiten anlegen. Wenn aber Trisha Brown sagt: „It’s a Draw“, was macht sie da? Tanzt sie, protokolliert sie, oder fertigt sie einfach nur eine Zeichnung an? Seit 1999 verfolgt sie diese Serie, in der sie sich über große, am Boden liegende Blätter bewegt und mit breiten Pastellkreiden ihre Spuren legt. Der ganze Körper ist im Einsatz, wie eine entsprechende Performance am 17. April 2008 im Walker Art Center dokumentiert. Die Kamera hängt direkt über dem großen Weiß, Trisha Brown bestückt ihren Körper mit Malwerkzeug, selbst die Zehen greifen nach der Kreide, eine graziöse Drehung verursacht einen Halbkreis, die Hand korrigiert zuweilen. Brown kriecht, schleicht sich an, sie schiebt die Kreide quer. Eckig und selbstbewusst, ja fast mit einem gestischen Stakkato erobert sie das große Weiß. Manchmal verschwindet sie aus dem Blickwinkel der Kamera, gelegentlich scheint sie zu überlegen; überhaupt, ihre Bewegungsfolgen wirken im übertragenen Sinne wie überdimensionale Atemzüge. Das Werk, die Zeichnung, die nach mehr als 17 Minuten zu sehen ist, vereint die Kondensstreifen der soeben zu Ende gegangenen Performance mit einer Komposition. „I do the same thing in drawing as I do in dance, and I’m not shure which came first“, sagt sie. Was zuerst kommt, muss nicht geklärt zu werden, die Grundsatzfrage, die auch dahinter steckt, ist entscheidend. Aber wenn sie (hier) getanzt hat, dann um zu zeichnen….