ROLAND SCHAPPERT
Trine Boesen:
“Solitude standing in the urban jungle”
Acrylbilder
Reh oder Känguru?” Trine Boesen versichert, ihre Vorlage sei ein Reh, der Galerist bemerkt: “Die meisten Besucher der Ausstellung erkennen eher ein Känguru.” Ist das mal wieder ein Resultat des oft kritisierten und von anderen heiß geliebten Dilettantismus, der bei vielen Arbeiten junger Maler nicht zu übersehen ist?
Ja und nein. Ja, denn tatsächlich sind die sparsam kolorierten Strichzeichnungen, die das Zentrum der Bilder der dänischen Malerin (geb. 1972) ausfüllen, voller schräger Architektur, perspektivisch ungenau, von schneller Hand geführt und zumeist nur fragmentarisch angedeutet. Dagegen sieht es auf den Bildern ihres zehn Jahre älteren Kollegen und Vorbildes Franz Ackermann wesentlich aufgeräumter und durchgestalteter aus. Aber darum geht es dieser jüngeren Malerei auch gar nicht. Sie bedient sich lediglich anonymer, schablonenhafter Figur- und Architekturphrasen, die gleichermaßen aus Erinnerungs- und Fantasiecollagen bestehen und den Bildern einen gewissen Halt geben.
Im Mittelpunkt des Interesses scheint die Lust an der Offenheit einer Wahrnehmung zu stehen, deren Ergebnisse sich eben nicht zu- und einordnen lassen. Dadurch treiben Affirmation und Interaktion ihr bekanntes Spiel: Lieber Betrachter, denke dir doch selber deine Geschichte aus. Auch das unermüdlichste Kreisen um und mit Motivfetzen, aufbrausenden Flugzeugen in Untersicht oder verwelkten Sonnenblumen in Nahsicht hilft nicht dabei, Grenzen auszuloten zwischen Fantasie, surrealer Bildkomposition und einer unkritischen Erinnerungsfähigkeit, die nicht mehr genau weiß, woran sie sich erinnern soll: Bilder, Abbilder, Spiegelbilder und mediale Manipulationen sind nicht zu unterscheiden. Hier sammelt und analysiert kein Ackermann Abbildungen aus “echten” Reiseprospekten und deckt die Internationalität steriler…