Triennale der Photographie
07.06. – 23.09.2018
von Klaus Honnef
Die Fotografie ist ein Wesen mit zwei Gesichtern. Ausdruck der Bedürfnisse nach Sehen und Gesehen werden (wollen) gleichermaßen. Im Extremen befördert sie Voyeurismus und Exhibitionismus. Die fotografische Kamera in ihrer Urform als Camera obscura war ein Gehäuse, das Beobachten erlaubte, ohne als Beobachter ertappt zu werden. Und liefert das Grundmodell der Praxis kollektiver Überwachung in der Spätmoderne.
Wenn die 7. Version der „Triennale der Photographie“ in Hamburg einen „Breaking Point.“ ausruft, lenkt sie zugleich die Aufmerksamkeit auf dramatische Veränderungen in der bisher bekannten Welt. Die reichen zwar weit über die Fotografie hinaus, finden aber in fotografischen Bildern ihren offenen oder verborgenen Niederschlag. Es sind Veränderungen, die bisweilen im Rhythmus von Tweets aufeinander folgen. Auch wenn sich deren Konsequenzen noch gar nicht überblicken lassen, lösen sie in steigendem Maße kollektive Ängste aus. Diese stoßen ihrerseits neue politische, soziale und kulturelle Umwälzungen an. Die Ängste rühren nicht zuletzt daher, dass die Ursachen der Umbrüche verborgen bleiben. Oder erst sichtbar werden, wenn sie bereits Realität sind.
Viele der zahlreichen Ausstellungen der Triennale sind bestrebt, mit visuellen, meistens fotografischen Mitteln gleichwohl sichtbar oder wenigstens erahnbar zu machen, was sich der Sichtbarkeit aus guten und schlechten Gründen entzieht. Das gelingt überraschend gut. Der offensichtliche Grund: Die Veranstalter haben ihre Ideen aus den Bildern entwickelt und nicht umgekehrt ihre Ideen den Bildern oktroyiert. Dabei entwirft die Doppelhelix des Fotografischen als Modell des Sehens und Gesehenwerdens einen außerordentlich plausiblen Horizont, um sich der Realität der fotografischen Bilder im Lichte eines „Breaking Point.“…