John Hilliard
geb. 1945, lebt in London
John Hilliard: Triaden
1. Die Kamera erfaßt das Bildmaterial einer Pyramide die von der Spitze im Zentrum der Linse zu der rechtwinkligen Basis reicht, die von den vier Rändern der Abbildungsebene gebildet wird. Alles, was sich innerhalb dieser Pyramide befindet, wird – einschließlich der räumlichen Illusion auf die Fläche der Photographie übertragen. Aber die Summe der in der Information enthaltenen Einzelheiten ist in ihrer Wiedergabe nicht gleichmäßig klar. Material, das sich in einem bestimmten Abstand befindet, ist scharf, anderes, das sich davor oder dahinter befindet, wird mehr oder weniger unscharf. Der Photograph kann mittels der Schärfeneinstellung innerhalb des Pyramidenraumes vor- und zurückgehen, ehe er seine Einstellung fixiert und auf den Auslöser drückt. Diese Selektion entspricht einer Redaktion: durch Manipulieren der Kamera entsteht ein Bild, das an den Betrachter die Aufforderung richtet, sich einen bestimmten Teil der gesamten Information anzueignen und die übrigen Teile außer acht zu lassen. Der Photograph leitet durch die Schärfeneinstellung die Aufmerksamkeit auf einen Teil der Gesamtdarstellung und führt sie gleichzeitig von den übrigen Teilen fort.
2. Bei der Benutzung von Photographien ergibt sich oft ein Mangel an Übereinstimmung zwischen dem, was dargestellt werden soll (entsprechend der Beschriftung) und dem, was wirklich dargestellt ist. Häufig geht auch das Interesse am Dargestellten und am darstellenden Medium (also an der Photographie) auseinander. Diese Unzulänglichkeit (in beiden Fällen kann man von einem Verlust sprechen, der zwischen dem Dargestellten und der Photographie entsteht) muß berücksichtigt werden, wenn ein Künstler sich der Photographie bedient, besonders bei der Dokumentierung…