Helga Meister
Treibhaus 6
Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof,
Kunstpalast, Halle 5, 11.9. – 30.10.1994
Jährlich werden 60 Studenten der Kunstakademie Düsseldorf entlassen, die Stadt wimmelt von Künstlern, die ihren Weg suchen. Seit 1981 ist Stephan von Wiese den Meisterschülern auf der Spur und präsentiert seine Entdeckungen im Kunstpalast. Die 6. Folge von “Treibhaus” gilt 17 Greenhorns.
Erwähnenswert ist vor allem Jost Wischnewski aus der Rinke-Klasse. Seine Raumschleife aus Readymix-Beton scheint sich ewig um sich selbst zu drehen. Ihre Form ist der Autopiste von Monza nachgebaut. Sie besteht aus 20 Teilstücken einschließlich der Bremskurven. Die Betonblöcke sind an Winkeleisen verschraubt, die wiederum mit Armiereisen im Innern zusammenhängen. Das Ganze wurde auf Hohlblocksteinen und Wagenhebern hochgebockt. Moniereisen ragen aus der grauen Masse heraus, damit die Besucher nicht das labile Kunstwerk umkippen.
Was an Wischnewski besticht, ist der Umgang mit der Realität. Hier nimmt jemand der Wirklichkeit Maß, übt sich im genauen Abbilden und verläßt dann den “Boden der Realität”, indem er das Ergebnis seines Tuns emporhievt. Monza wird unwichtig, die Beton- und Steinteile überzeugen in ihrer Materialität. Doch dann geschieht etwas Unglaubliches. Der Besucher, der gerade noch damit beschäftigt war, Steine und Heber zu registrieren, spürt die Geschwindigkeit. Die Betonpiste scheint durch die Halle zu kurven, sie versinnbildlicht Zeit, obwohl sie doch nur Beton ist.
Auf eine andere Weise ist Margarete Berg der Wirklichkeit auf der Spur. Die ehemalige Schülerin von Rinke, Cragg und Paik baute nach der Anleitung einer Frauenzeitschrift eine Küche nach. Die Gliederung des Küchenaufbaus erinnert an ein Triptychon, die Spüle könnte auch ein…