vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Frankfurt a.M. · von Christian Huther · S. 313 - 314
Ausstellungen: Frankfurt a.M. , 2003

CHRISTIAN HUTHER
Traumfabrik Kommunismus

Die visuelle Kultur der Stalinzeit
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/M., 24.9.2003 – 4.1.2004

Nazikunst in deutschen Museen? Daran hat sich noch kein Institut so recht gewagt. Aber über das fast zeitgleiche, wenngleich etwas andere Pendant auf östlicher Seite, den Sozialistischen Realismus, erlauben wir uns viel eher ein Urteil. Nicht jeder ist da so beschlagen wie der russische Philosoph, Kunst- und Medienwissenschaftler Boris Groys, der seit 1981 im Westen lebt und jetzt Stalins “Traumfabrik Kommunismus” in der Frankfurter Schirn Kunsthalle kuratiert. Mit seinem Buch “Gesamtkunstwerk Stalin” legte er 1988 das Fundament; nun folgt die Ausstellung mit Gemälden, Filmen und Plakaten. Elf Jahre nach Christoph Vitalis epochaler Schau über die russische Avantgarde versucht Groys die Kunst der Stalinzeit aufzuarbeiten. Der Rückblick vor dunkelgrünen Wänden und dunkelrotem Teppich wird mehrfach durchbrochen von Werken der kritischen “Soz-Art” aus den 70er und 80er Jahren um Erik Bulatov, Boris Mikhailov oder Komar & Melamid.

Diese ungewöhnliche Art der Gegenüberstellung ist sinnvoll, bedienen sich doch die Nonkonformisten der sozialistischen Sprache, ironisieren oder persiflieren sie aber durch Einsprengsel. So fällt unter den vielen gewaltigen malerischen Huldigungen an Lenin und Stalin – die Petersburger Hängung ist da gerade die richtige Präsentationsform – auch ein kleines Bild des Künstlerduos Komar & Melamid von 1981/82 auf. Vier Göttinnen der Kunst verneigen sich vor Stalin, und Geschichts-Muse Klio überreicht ein Buch, das die Historie nach seinen Vorstellungen beschreibt. Kommentar überflüssig.

Aber selbst die unter Stalins Schreckensherrschaft zwischen 1929 und seinem Tod 1953 entstandenen Bilder entlarven sich zuweilen unfreiwillig. Pawel Malkows Gemälde “Politbüro des ZK”…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei

von Christian Huther

Weitere Artikel dieses/r Autors*in