Bill Fontana
Transparente Klänge
»Die für uns wichtigsten Aspekte der
Dinge sind durch ihre Einfachheit und
Alltäglichkeit verborgen.«1
Alle meine Klangskulpturen sind experimentelle Situationen in öffentlichen Räumen, die sich mit der Bedeutung von Klängen zum jeweiligen Zeitpunkt auseinandersetzen. Formal geht es darum, Klänge aus der Umgebung wie Fundgegenstände in unerwartete Situationen zu versetzen. Diese wurden sowohl in öffentlichen Räumen als auch in den vielen nebeneinander bestehenden akustischen Räumen, die durch Radiosendungen geschaffen werden, hergestellt.
Das potentielle Vorhandensein oder Fehlen von Bedeutung bei Klängen aus der Umgebung ist eine ästhetische Frage, die mich von Anfang an fasziniert hat. Es ist allgemein bekannt, daß die meisten Menschen im westlichen Kulturkreis traditionellerweise der alltäglichen Erfahrung mit Klängen aus der Umgebung wenig Bedeutung zumessen. Die althergebrachte Unterscheidung von Musik und Geräusch2 war immer schon Teil unseres Denkens über Klänge. Einem Klang wird üblicherweise nur dann eine Bedeutung zugebilligt, wenn es sich dabei um Teile eines semantischen Zusammenhangs handelt (Sprache, Musik, Signale).3 Die meisten Klänge aus der Umgebung existieren jedoch im semantischen Vakuum und werden dort als Geräusche4 aufgefaßt.
Dieses offenbare Fehlen von Bedeutung verleiht Klängen aus der Umgebung kulturelle Transparenz. Dadurch wiederum werden sie wahrnehmungs-interaktiv; solche Eigenschaften kommen zum Tragen, sobald die Klänge aus dem normalen Zusammenhang gerissen werden. Meine neuen Klangskulpturen bedienen sich dieser Interaktion mit der Umgebung, die den Zuhörern ermöglicht, selbst zu experimentieren und dabei die Bedeutung vertrauter Klänge zu verändern.
Öffentliche Räume wie private Räume, in denen man Radiosendungen hört, haben eine lebendige Klangkulisse. Diese Kulisse gilt im allgemeinen als neutral, man schenkt ihr keine…