vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: EveryBODY – Körperkunst und Kunstkörper - C — Kunstkörper · von Julia Katharina Thiemann · S. 140 - 147
Titel: EveryBODY – Körperkunst und Kunstkörper - C — Kunstkörper ,
Titel: EveryBODY – Körperkunst und Kunstkörper - C — Kunstkörper

Transformationen des Humanen

Erweiterte Körperverständnisse und fluide Identitäten
von Julia Katharina Thiemann

Das Spiel mit Körperformen und gesellschaftlichen Zuschreibungen als Spiegel des Selbst- und Fremdbildes hat in der Kunst eine lange Tradition, tritt seit einiger Zeit jedoch in eine neue Phase ein, die insbesondere Gender-Normen wie auch eine Neuverortung des Humanen im Verhältnis zu Technik, Künstlicher Intelligenz und mehr-als-menschlichen Entitäten betrifft.

Als frühes Beispiel erprobt die US-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman (*1954) mithilfe fotografischer Selbstinszenierungen seit Mitte der 1970er-Jahre via Kostümierungen, Schminke, Perücken und Körperhaltungen die Rolle von Personen unterschiedlichen Alters, Herkunft und Geschlechts, um Stereotype u.a. von Weiblichkeit zu untersuchen. Beispielsweise in ihrer Serie Untitled (fortlaufend) präsentiert sich Sherman stark geschminkt in verschiedenen Outfits als Hausfrau, Geschäftsfrau oder Fitness-Trainerin, um in der überspitzten Visualisierung Rollenbilder zu entlarven.

Derartige gesellschaftliche Zuschreibungen von Geschlecht mit ihren Repräsentationsformen nimmt die US-amerikanische Philosophin Judith Butler (*1956) seit ihrer Schrift Das Unbehagen der Geschlechter in den Blick, in der sie die Grundpfeiler ihrer feministischen und queeren Theorien entwickelt.1 Dabei stellt Butler biologistischen Vorstellungen scheinbar naturgegebener, binärer Kategorisierungen des Männlichen versus Weiblichen ihr performatives Modell von Gender gegenüber. Butler untersucht, wie binär-heterosexuelle Einteilungen mithilfe von Inszenierungen und Sprechakten konstruiert und in Politiken der Macht und Herrschaft perpetuiert werden. In Körper von Gewicht entlarvt sie daraufhin die Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht als ebenso konstruiert.2 Die Queer Theory poststrukturalistisch verankernd, geraten in Butlers Denkgebäude auf diese Weise Kategorien wie Körper, Natur und Kultur sowie damit verbundene Fragen der Subjekt-Bildung und Identitätskonstruktion in ihrer gesellschaftlichen Formung in den Blick, um normative Ideale…

Weiterlesen?

Der Artikel ist aus dem aktuellen Band und somit nur für Abonnent*innen zugänglich. Erstellen Sie Ihren Zugang und lesen Sie sofort weiter:

Probelesen

  • 1 Ausgabe bequem nach Hause geliefert + E-Paper inklusive
  • 30 Tage Digitalzugang: Alle seit 1973 erschienenen Ausgaben, Texte, Bilder, Personen, Institutionen, Ausstellungen...
  • Ersparnis über 30%
  • Nur im Dezember: ein "Überraschungsband" gratis dazu

19,90 €

von Julia Katharina Thiemann

Weitere Artikel dieses/r Autors*in