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Ausstellungen: Singen · S. 372 - 373
Ausstellungen: Singen , 1991

Michael Hübl
Transformationen

»Kunst im Umspannwerk IV«
Singen, 16.9. – 15.10.1990

Als bescheiden zurückhaltender Besucher, als jemand, der seine Ansichten und Botschaften nicht auf protzigen Plakaten verkündet, sondern sie eher auf Papierchen vermerkt, auf die Rückseiten von Briefumschlägen notiert oder auf vergilbte Formulare, um sie hier und dort an eine Wand zu heften – so tritt sie auf: die Kunst im “Alten Umspannwerk” am Rande der großen Kreisstadt Singen, die nunmehr zum vierten Male offenes Atelier und Ausstellungsort wurde. Sicher, das Entree ist auf den Genius loci ausgerichtet, denn es steht sozusagen voll unter Strom: Ruth Handschin hat einen schmalen, abgedunkelten Korridor mit einem lichtempfindlichen Liniennetz überzogen. Schwarzlicht macht das Geflecht sichtbar, das sich wie ein schräger, gestreckter Schaltplan des engen Ganges bemächtigt. Doch wer dieses elektrifizierte Purgatorium hinter sich gelassen hat, wird stromversorgter Kunst nur noch bei Volkhard Kempter begegnen. Der hat in den nachgerade monumentalen Innenraum des Umspannwerks lediglich ein von innen beleuchtetes, seitlich mit weißem Plexi abgedecktes Alu-Kästchen postiert, stellvertretend für die Licht-Zeichen, die er im Stadtraum von Singen, aber auch auf dem Dach des nachindustriellen Kunstgebäudes installierte. Dort ersetzte Kempter die Ziegel durch Plexiglas, bis sich die Form eines Rechtecks und zugleich ein Zeichen ergab, das freilich nur scheinbar den gewohnten Kontext stört, irritiert. Vielmehr verstärkt es die Ambivalenz, die den Ort kennzeichnet: Nostalgisch aufgeladenes Naturidyll und in die Landschaft ausgreifende Technisierung/Industrialisierung durchkreuzen sich hier, auf einem Gewann, das “Schwärze” heißt, das an einem Autobahnzubringer und an der Hauptbahn Offenburg – Konstanz liegt; im Rücken ein “Denkstein stürmischer…



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