Heinz Schütz
Transformation und Wiederkehr
Zur künstlerischen Rezeption nationlsozialistischer Symbole und Ästhetik
Die Bedeutung von Zeichen hängt vom Kontext Ihrer Verwendung ab. Diese sprachpragmatische Einsicht liegt als heuristischeThese den folgenden Überlegungen zugrunde.
Zustandsbeschreibung:
Wenn man heute in einer Stadt der Bundesrepublik auf ein an eine Hauswand gesprühtes Hakenkreuz trifft, läßt es sich zweifach interpretieren: Zum einen als Ausdruck neonazistischer Gesinnung und damit als Option für eine Erneuerung des NS-Staates, zum anderen aber als links-anarchische Denunziation der bestehenden Gesellschaftsordnung im Sinne von: “Dieser Staat ist faschistisch, er gehört abgeschafft.” Ein und dasselbe Zeichen kann hier den entgegengesetztesten Positionen zum Ausdruck verhelfen.
Versetzen wir uns zurück in das Deutschland der dreißiger Jahre: Eine Flagge mit Hakenkreuz hängt aus einem Fenster – sie signalisiert Bekenntnis zum nationalsozialistischen Deutschland. Findet man dieselbe Flagge heute wieder im Rahmen einer historischen Ausstellung, möchte sie – Geschichte vergegenwärtigend – als Dokument des NS-Terrors verstanden werden; in jedem der Fälle steht das Hakenkreuz für Nationalsozialismus, die historische Situation, der institutionelle Rahmen, wie überhaupt der von Fall zu Fall zu bestimmende textspezifische Kontext legen den Sinn seiner Verwendung fest. D. h.: Über die Gleichsetzung von Hakenkreuz und Faschismus besteht ein allgemeiner Konsens. Sieht man von neofaschistischen Gruppierungen ab, findet es nicht in sich identifizierender, sondern in zitierender Absicht Verwendung. Gebrandmarkt von Unterdrückung, Folter, Krieg und Völkermord erscheint eine Restitution der vorfaschistischen Bedeutung des von den Nazis usurpierten uralten Symbols der Swastika unmöglich – dieser Konsens ist es, der – wie sich zeigen wird – heute zur Debatte steht.
Wenden wir uns nun der Ebene der…