Berlin
Träum weiter – Berlin, die 90er
C/O Berlin 14.09.2024–22.01.2025
von Peter Funken
Herbst 1989, in der DDR wird Geschichte geschrieben – die Berliner Mauer fällt, endlich finden die Menschen in der geteilten Stadt wieder zueinander: Der Anfang eines besonderen Jahrzehnts in Berlin, Deutschland, der Welt – die 90er Jahre. Mit den dramatischen Ereignissen der Wendezeit, ähnlich wie heute, beginnt eine neue Epoche: So viel Zukunft war nie! In dieser Situation gründen sieben ostdeutsche Fotograf*innen die Agentur Ostkreuz, benannt nach dem Verkehrsknotenpunkt in ihrer Nähe. Sie orientierten sich an der New Yorker Fotoagentur Magnum und doch war es natürlich anders als 1947 in den USA. Ute Mahler: „1990 veränderte sich alles. Alles war neu. Alles. Wir gründeten Ostkreuz ebenso als Überlebensstrategie wie als Mittel, um gleichgesinnte Personen zusammenzubringen. In diesen frühen Tagen hatten wir keine Ahnung von der Leitung einer Agentur. Wir konnten noch nicht einmal einen Festnetzanschluss bekommen.“ Ute Mahler und ihr Mann Werner arbeiten bis heute zusammen erfolgreich mit Gründer*innen der ersten Stunde und neuen, hinzugekommenen Mitgliedern der Agentur; zudem gründeten sie die Ostkreuz-Fotoschule.
Die Ausstellung bei C/O im ehemaligen Amerikahaus, unweit vom Bahnhof Zoo in West-Berlin zeigt anhand von 250 Arbeiten in schwarz-weiß und Farbe etliche Serien und Reportagen der Gruppe aus den 90er Jahren. Neben den Mahlers sind es Arbeiten der bereits verstorbenen Sibylle Bergemann, von Annette Hauschild, Harald Hauswald, Jordis Antonia Schlösser, Anne Schönharting und Maurice Weiss. Rückblickend kommen mir die 90er wie ein überlanges Jahrzehnt vor – so vieles geschah immerzu, so viel Neues, Verrücktes. Große Möglichkeiten…