4. Gespräch:
Tradition und Experiment: Zur Genese und Phänomenologie des Museums
SIEGFRIED GOHR:
Ausstellungsmacher und Direktor des Museums Ludwig, Köln
GEORG KOHLER (Moderation):
Dozent am Philosophischen Seminar, Universität Zürich
HERMANN LÜBBE:
Ordinarius für Philosophie und Politische Theorie an der Universtät Zürich
PETER SLOTERDIJK:
Philosoph, München
BEAT WYSS:
Kunsthistoriker, Schriftsteller und Verlagslektor, Zürich
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Kohler: “Philosophen sind für alles zuständig, aber für nichts kompetent.” Diesen Spruch kennen Sie von Odo Marquard. Hier sitzen mit Ausnahme von Siegfried Gohr lauter Philosophen – ich weiß nicht, ob das was Gutes verspricht. Wir wissen natürlich von unserer gestern schon in Aussicht gestellten Ahnungslosigkeit in Sachen Kunst, moderner Kunst zumal. Wir werden uns also hüten, hier in zu offensichtlich aufgestellte Fallen zu tapsen. Nun möchte ich diese Nachmittagsdiskussion um zwei Fragengruppen oder zwei Fragen fokussieren. Die erste Frage, die das Ganze fokussiert, ist sehr trivial, ist aber eine typische Philosophenfrage, nämlich: Was ist das eigentlich, das Museum? Die zweite Frage, der zweite Brennpunkt der Ellipse: Was macht denn dieses Museum für Philosophen zunächst überhaupt interessant? Diese zweite Frage spielt auf die Tatsache an, daß das Museum ein hochsymptomatischer Ort ist. Der Ort – wie gestern Douglas Crimp zitiert worden ist -, “wo sich das System zu erkennen gibt”.
Beat Wyss hat versprochen, der ersten Frage nachzugehen.
Wyss: Was ist das, das Museum? Diese gut Heideggersche Naivität aufnehmend, möchte ich nicht noch präziser werden, weil ich auch gar nicht mehr sicher bin, ob es heute Museen noch gibt. Ich möchte also die Frage noch ein bißchen zurückstutzen und fragen: Was war…