Tradition, Spiritualität und Polit-Kampf
DREI INDIANISCHE KÜNSTLER DER NORDWESTKÜSTE KANADAS:
JOE DAVID, LAWRENCE PAUL UND SUSAN A. POINT
IRÈNE BOURQUIN
Gegenwartsbezogenheit und interkultureller Dialog prägten ganz besonders die Sonderausstellung des Völkerkundemuseums der Universität Zürich über drei indianische Künstler von der Nordwestküste Kanadas, die unter der Federführung von Peter R. Gerber, Stellvertretender Direktor des Museums, und Vanina Katz-Lahaigue, Kunstethnologin aus Vancouver, im Jahre 1989 realisiert wurde. Mit dieser Ausstellung – und einer gleichartigen mit drei Kunstmalern aus Äthiopien – startete das Zürcher Völkerkundemuseum den Versuch, zeitgenössische Kunst außereuropäischer Völker einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. “Es ist insofern ein Versuch”, so Peter R. Gerber, “weil diese Kunst in der Regel noch keinen Platz in den Kunstmuseen gefunden hat. Wir wollten mit der Ausstellung über das aktuelle kulturelle Schaffen der (Ureinwohner-)Völker der sogenannten Dritten und Vierten Welt informieren, ein Schaffen, das zu oft wegen all der Meldungen über Katastrophen und Kriege in diesen Weltgegenden übersehen wird.” Die nachfolgenden von Irène Bourquin porträtierten drei jungen, indianischen Künstler verstehen ihre Arbeit selbst nicht als “Ethno-Kunst”. Gerber sagt: “Heute haben sie etwas dagegen, nur in Völkerkundemuseen ausgestellt zu werden. Sie wollen in die Welt der Kunstmuseen eingelassen werden.” Sie fühlen sich in ihrer Tradition verwurzelt, wollen aber aktuelle Botschaften vermitteln. Lawrence Paul, dessen Arbeiten von kanadischen Galerien lange Zeit abgelehnt wurden und der vorwiegend im europäischen Markt seine Abnehmer findet, hat es so formuliert: “Als indianischer Künstler in einer weißen Gesellschaft zu leben, heißt doppelt verflucht und zweimal gesegnet zu sein, in einem ethnischen Spiegelkabinett zu wohnen, denn darin widerspiegeln und…