Heinz Schütz
Tony Cragg
Neue Plastiken
Galerie Bernd Klüser, München, bis 2.2.1986
»Commercial Moon« nennt Tony Cragg einen seiner in der Galerie B. Klüser ausgestellten Monde: bunt, lockend in seinen Farben, einem Reklame-Neonmond nicht unähnlich. Nach außen ist die Halbsichel klar begrenzt, im Innern herrscht ein geordnetes Chaos von Plastikfragmenten mit bizarren Bruchstellen.
Schon sehr früh beschäftigte sich Cragg mit dem Verhältnis von Form und Materie, wie etwa auf einem 1972 entstandenen Foto. Dargestellt ist ein Mann am Meer im Gegenlicht. Die Umrisse des durch die tiefstehende Sonne deformierten Schattens des Mannes sind im Sand nachgezeichnet. Die Kontur hat sich vom Körper gelöst und wiederholt sich in einem anderen Material.
Was sich damals schon zeigte, potenziert sich in den Plastikarbeiten der letzten Jahre, zu denen auch der jüngst entstandene »Commercial Moon« zu rechnen ist. Die den Mond formenden Plastikteile stammen von den verschiedensten Gegenständen wie etwa Föhn, Kugelschreiberhülle, Küchensieb, Feuerzeug und anderen fragmentarischen Alltagsdingen. Im neuen Gestaltungszusammenhang verliert ihre Herkunft an Bedeutung. Hier sind sie nur mehr Scherben, die sich wie in einem Kaleidoskop zu den verschiedensten Figuren zusammensetzen lassen.
Cragg treibt die Abstraktion weiter, wenn er den Mond in drei durch die Grundfarben Rot, Gelb und Blau bestimmte Farbfelder gliedert. Die Plastikteile werden zu Farbträgern, bunt und leuchtend zwar, aber doch: Recycling aus der Abfallkiste der Verbraucherwelt, der Mond heruntergeholt als Plastikpuzzle.
Neben den – in ähnlicher Art schon bekannten – an die Wand applizierten Fragmentadditionen wie »Commercial Moon« und »Runner«, stellt die Galerie Klüser auch vollplastische Arbeiten Craggs vor. Bei »Hab und Gut«, einem Arrangement…