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Ausstellungen: München · S. 441 - 441
Ausstellungen: München , 1989

Gabi Czöppan
Tony Bevan

Staatsgalerie Moderner Kunst, 9.6.-30.7.89

Männer mit schalem Blick, scharf konturierte Gestalten mit gefalteten Händen, verknitterten Hemden und verkniffenen Mündern. Menschen, die ihr Ausgeliefertsein vor flammend roten, nachtblauen oder mausgrauen leeren Hintergründen schonungslos offenbaren, starre Typen, aus deren Gesichtern jede Emotion gewichen ist. Tony Bevans Porträts sind Prototypen, keine Individuen. Ihre Aura liegt in ihrer Isolation. Kein Detail deutet auf ihre Lebensgeschichte. Kein Requisit auf ihr soziales Umfeld. Bevan malt sie unbeteiligt, cool und beiläufig. Seine Bildnisse sind aus allem herausgehoben, was sie zeitlich festlegen könnte, und genau das macht sie so bedeutsam.

Tony Bevan, 1951 im englischen Bradford geboren, zählt spätestens seit seiner ersten Einzelausstellung im letzten Jahr in der Kieler Kunsthalle auch hierzulande zu den interessantesten, zeitgenössischen Porträtmalern. Er begann Anfang der 80er Jahre mit experimentellen Arbeiten aus Kunststoff, Lack, Blech, Diakästen, Spiegeln und Tonbandgeräten, ehe er sich ausschließlich der Malerei zuwandte. Sein Name fiel neben Tony Cragg, Antony Gormley oder Bill Woodrow zunächst im Kontext der neuen englischen Skulptur, ehe sich der Engländer auf Großausstellungen wie der Biennale in Sidney (1984), der Aperto ’88 (Biennale Venedig) oder Prospect ’89 (Frankfurt) selbst einen Namen machte.

Im Haus der Kunst beweist er mit einem Dutzend Bildern, daß er in der wieder aufkeimenden Diskussion um die Neubewertung der Malerei mittels konventioneller Bildsprache einen unkonventionellen und aktuellen Standpunkt bezieht. Ihm geht es nicht allein um abstrakte oder figurative Darstellung. Bevan verfremdet unter dem Deckmantel des “Normalen”. Das Prinzip der Irritation alltäglicher Gesten regiert Bilder wie “Der Prophet” (1982), der trotz Schere im…


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