Uta M. Reindl
Tony Bevan
Kunstverein/Galerie im Theater, 17.2. – 18.3.1990
Vergleiche mit älteren Künstlerkollegen sind immer heikel, erscheinen aber hier angebracht. Den Briten Tony Bevan verbindet einiges mit seinen Künstlerkollegen der “School of London”, natürlich auch etliches mit der zeitgenössischen Kunst. Vergleichbar mit den Mitgliedern dieser Künstlergruppierung, Frank Auerbach oder Francis Bacon, wählt der junge, zur Zeit in Großbritannien zunehmend populäre Künstler (1951) die menschliche Figur als wesentliches Sujet seiner Malerei.
Umrisse und Linien vieler Porträts sind mit kräftigem, oft schwarzem Strich gesetzt: Fast wie Hiebe wirkt die Lineatur in den Antlitzen und erinnert da an die tief durchfurchten Relief-Porträts eines Frank Auerbach. Gleichzeitig aber weckt gerade die graphische und comic-artige Konturierung, die die Gestalten jeder Körperlichkeit und Individualität beraubt, Assoziationen mit der Pop-art oder dem Graffiti. Hierzulande arbeiten bekanntlich C. O. Paeffgen und Georg J. Dokoupil auf je andere Weise auch in diesem Stil.
Tony Bevan faßt die Porträts ausgesprochen traditionell auf und verleiht den Köpfen und Gestalten eine Haltung, die häufig an Bacons Figuren erinnert, wie etwa der in ermatteter Pose sitzende Mensch oder jener zurückgerissene Kopf. Der Künstler selbst schreibt jedoch seinen Figuren mit ausgebreitetem Arm eine christusähnliche Pose oder die Haltung des Erlösten zu.
Der Reiz der Arbeiten liegt in der – und das kann die Abbildung nicht reproduzieren – Oberflächenbehandlung: Bevan arbeitet unaufgelöste Pigmente reliefartig auf die Bildfläche. Die vorrangig durch Farbfelder bestimmten Hintergründe, deren Wirkung im Malerischen liegt, sind von solchen Pigmentanhäufungen durchsetzt. Manche Binnenstruktur – wie die Karostreifen eines Hemdes – erhält die Qualität des Stofflichen und…