Sigrid Feeser
Tone Fink
Weiß Heute + Sehstücke Kunstverein, 23.10.-20.11.1988
Tone Finks Heidelberger Auftritt wurde zu einer einzigen Absage an unser aller Glitzerwelt. Gleißende Helle erfüllte den Kunstverein. Weiß leuchteten die Decken und Wände, und weiß leuchteten die Exponate. “Weiß Heute”, mahnte der Künstler da sehr zu Recht sein Publikum. Vor allem dem Papier gehört die ganze Leidenschaft des 44jährigen: Papier zum Be-Zeichnen, Papier, das um Drahtgestelle herum befestigt “Skulpturen” ergibt, Papier als Stellvertreter für Haut, als zerkratzte und geschundene Oberfläche, Papier als dünne Hülle, als Gewand und als Maske, die ihren Träger (un-)kenntlich macht. Nur weiß muß alles sein.
Weiß, meint man, ziere allein den konkreten Künstler. Tone Fink, in Wien und im Vorarlbergischen zu Hause, ist das sichere Gegenteil eines solchen. Dazu Hans Gercke im Katalog: “Fink kramt in den Wunderkammern seiner katholischen Vergangenheit und ihrem heidnischen Bodensatz, ihrer verdrängten Sexualität, den lustvoll katalogischen Süden und Strafen, felix culpa, kostbares Blut, sieben Schmerzen, glorreiche Wunden, süßes Herz Jesu, Fronleichnam, Karneval, Tod und Teufel.”
Wer kramt, wird fündig: Kostümzwang. Gleich vorne sind sie zu sehen, geräumig-aufgeplusterte Klamotten aus “Papier, gerissen und geklebt”, stramm aufgehängt wie frisch gestärkte Wäsche auf der Leine: “Pelzfrack” und “Schampfeilgewand”, “Gliedhalterhose” und “Achselzuckgewand”. Das muß man nicht interpretieren, die Überschriften sprechen für sich. Eine Reihe solider Theaterfiguren aus Pappmache und Draht beobachtet die Szene. Einer ist darunter, der sich zu schämen scheint: So jammervoll hat er die Hände vors Gesicht geschlagen.
Ein Schelm, wer Böses dabei dachte. “Das Unverträgliche”, so Anton Gugg, “zeugt Zwitterwesen aus Schrecken und Lust” und hat…