Frank-Alexander Hettig
Ton Mars/Michel Sauer
Galerie Akinci, 22.4.-20.5.1989
Minimal; die Beschränkung auf die Basisformen: gerade und gebogene Linien; Bilder, die nur durch Farbe und Linie räumlich werden, Skulpturen, die durch Einschnitte beinahe zweidimensional wirken, platter Raum der Fläche, wobei der Raum strukturell schwierig erfaßbar ist und so eine Ambivalenz bei dem Betrachter erzeugt. Bei dieser ruhigen und ausgeglichenen, beinahe musealen Ausstellung stehen sich der niederländische Künstler Ton Mars und der Deutsche Michel Sauer gegenüber, vier Gemälde gegenüber vier Skulpturen, Zweidimensionalität gegen Dreidimensionalität. Freunde, Gleichheit in Verschiedenheit.
Die plastischen Gemälde von Ton Mars, dessen Farbauftrag durch seine Dicke und seine Lagen eine beinahe mystische Ausstrahlung haben, worin Schrift, Zeichen ausgespart und neu eingefüllt sind, erschaffen einen wirklichen Raum. Dieser meditative Raum ist jedoch mehr der Vorstellung des Betrachters überlassen als wirklich vorhanden. Die räumliche Erfahrung wird auch durch den Farbauftrag – sie können zwischen drei und zehn kohärenten Lagen variieren, welche die “Schrift” umranden – besonders hervorgehoben, wobei jedoch die Handschrift des Pinsels ausgewischt ist, und beinahe visuell fühlbar. Durch ihre Farben und Oberflächenbehandlung bekommen sie eine Art Schwingungen und Vibrationen. Diese “Schrift” gehorcht einem Rhythmus, wobei der Abstand zwischen den Zeichen, das Zeichenumfeld, gleich viel Gewicht erhält wie die Reihenfolge der Zeichen. Obwohl die Schrift nur aus der elementaren Sprache der Bildhauerei stammt, ein archaisches Zeichensystem: die gerade und krumme Linie, sind sie nun keine Hieroglyphen mehr, sondern beinahe Musikzeichen, die in unendlichen Möglichkeiten ihrer Zusammensetzung immer neu zum Klingen kommen, dessen Harmonie nur von dem Organisationsmoment abhängig ist. Die Bilder folgen einem…