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Gespräche mit Künstlern · von Heinz-Norbert Jocks · S. 148 - 167
Gespräche mit Künstlern , 2018

Tomás Saraceno

Ein Jules Vernes der konkreten Utopie
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks

Statt von einer Spinnenphobie kann man im Fall von Tomás Saraceno eher von einer Spinneneuphorie sprechen. Während andere vor den Achtbeinern panisch die Flucht ergreifen, sucht er deren Nähe, weil er in dem, was sie vollbringen und leisten, einmalige Vorbilder für ein anderes Zusammenleben der Menschheit sieht. Unter den Künstlern, die aus den Quellen der Wissenschaften schöpfen, ist der 1973 geborene Argentinier so etwas wie ein Jules Verne der konkreten Utopie. Mithilfe von Biologie und Ingenieurskunst imaginiert er poetische Visionen eines postfossilen Lebens ebenso wie gegengängige Fantasien der Mobilität.

Mit seinem interdisziplinären Kunstprojekt Aerocene widmete er sich beispielsweise der Erforschung alternativer Lebensräume und Transportmittel in der Luft. Der Titel spielt auf den Begriff des Anthropozäns und damit auf den vor achtzehn Jahren von dem niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene Stoermer ins Spiel gebrachten Vorschlag zum Einstieg in eine neue geochronologische Epoche an. In dieser ist der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Ökosystem geworden. Mit der fatalen Folge, dass wir uns der Lebensgrundlagen durch das Verschwinden natürlicher Ressourcen, durch das Ansteigen der Emissionen, den drastischen Klimawandel und das Artensterben berauben.

Saraceno absolvierte von 1999 bis 2000 ein Aufbaustudium an der Escuela Superior de Bellas Artes Ernesto de la Carcova in Buenos Aires, von 2001 bis 2003 ein Postgraduiertenstudium der Kunst und Architektur an der Städelschule in Frankfurt bei Thomas Bayrle und Ben van Berkel. Im Jahre 2003 besuchte…

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von Heinz-Norbert Jocks

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