Johannes Meinhardt
Tom Wesselmann 1959 – 1993
Kunsthalle Tübingen, 9.4. – 29.5.1994
Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 16.6. – 28.8.1994
Altes Museum, Berlin, 15.9. – 23.10.1994
Die Kunsthalle Tübingen ist die erste Station einer umfangreichen Retrospektive von Tom Wesselmann, die bis Ende 1996 durch Europa reisen wird. Spätere Stationen der Tournee sind München, Rotterdam, Speyer, Madrid, Barcelona, London, und Nizza. Mit fast hundert Arbeiten von 1959 bis 1993 aus allen Werkgruppen gibt die Ausstellung einen erhellenden Überblick.
Tom Wesselmann ist einer der großen New Yorker Pop-Künstler (neben Warhol, Lichtenstein, Oldenburg, Rosenquist), die sich 1960/61 mit einem radikalen Neueinsatz gegen den abstract expressionism wandten, in dem sie (außer Warhol) künstlerisch verankert waren. Sie teilten miteinander das Bewußtsein eines radikalen Bruchs und eines völligen, willkürlich gesetzten Neuanfangs, der vor allem aus der erbitterten Ablehnung der idealistisch-ästhetischen Welt der abstrakten Expressionisten gespeist war, aus der Verachtung für das hohle Pathos der Künstlerschaft, der Authentizität und der Expressivität. Der Neueinsatz der Pop-Künstler war in einem beträchtlichen Grade das Ergebnis einer grundlegend veränderten Haltung zur Kunst und zur künstlerischen Produktion, die nicht mehr ästhetische Welten erschafft, sondern existierende Waren – Medienbilder und industrielle Produkte – benutzt, sie montiert oder reproduziert.
Wesselmann betont besonders die bewußte Willkürlichkeit seines Neubeginns. “Als ich mich 1959 entschloß, nicht abstrakt, sondern gegenständlich malen zu wollen, konnte ich mich überhaupt nicht für ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Richtung oder irgend etwas begeistern. Ich fing komplett bei Null an. Ich fand nur einen Anfang, indem ich das genaue Gegenteil von all dem tat, was ich mochte. Da…