Heinz Thiel
Todesbilder
Peru oder »Das Ende des europäischen Traums«
Badischer Kunstverein, 21.09. – 29.10.1989
Kunst aus Lateinamerika stößt bei uns nicht auf großes Interesse. Um Aufmerksamkeit zu erreichen, muß man ‘tönen’, sich in der Manier eines Marktschreiers Gehör verschaffen. Das gilt ganz besonders, wenn die Kunst, auf die man aufmerksam machen möchte, als Mittel politischer Aussagen verstanden und gehandhabt wird.
Kunst, die auf politische oder auch nur gesellschaftskritische Zustände in aufklärerischer Hinsicht zielt, erweckt heute den Eindruck eines Revivals. Man denkt an die Jahre um 68 und fühlt sich ebenso weit weg von der plakativen Politik-Umsetzung wie man seinen Weißt-du-noch-Erinnerungen nahe ist.
Im April startete im Stuttgarter ‘Forum für Kulturaustausch des Instituts für Auslandsbeziehungen’eine Ausstellung, die politisch gemeinte Kunst aus Peru zeigt. In Stuttgart wurde die Ausstellung (lt. Belser-Quartal) als ” »In den Wohnungen des Todes« – Peru ein Traum” angekündigt. Die nächste Station, Bochum, annoncierte mit “Grupo Chaclacayo: Malerei, Environment, Aktionen”. In Karlsruhe wurde die Ausstellung angekündigt mit dem Katalog-titel “Todesbilder. Peru oder das Ende des europäischen Traums”.
Die so disparaten Ankündigungen unterstreichen die Schwierigkeiten im Umgang und Verständnis des Materials, das hier ausgebreitet wird. (Jeder der verantwortlichen Ausstellungsleiter kannte das Material vor seiner Belser-Meldung, denn jeder hat einen Beitrag im Katalog verfaßt.)
Die Ausstellung dokumentiert ein Projekt, das von zwei peruanischen und einem deutschen Künstler von 1982 bis 1988 in einem entlegenen Hochgebirgstal am Rande der peruanischen Anden durchgeführt wurde. In “freiwilliger und bewußter Distanzierung von der ‘scheinbaren’ Wirklichkeit” (Selbstaussage). Das Tal trägt den Namen ‘Chaclacayo’ und wurde ganz selbstverständlich zum Gruppennamen für die…