Tobias Naehring, Galerist
Tobias Naehring, geboren 1984 in Bad Saarow, studierte Kunstgeschichte an der Universität Leipzig, arbeitete u.a. für die Galerie Aurel Scheibler in Berlin. Seit 2011 betreibt er die Galerie Tobias Naehring in Leipzig – Lindenau.
Raimar Stange: Gibt es für dich Kriterien, die die Qualität von Kunst bestimmen können?
Tobias Naehring: Ein gut gemaltes Bild ist besser gemalt als ein schlecht gemaltes Bild. Nein, Spaß beiseite. Das ist eine extrem komplexe Frage. Ich denke, man kann das nur von Fall zu Fall entscheiden.
„Die Qualität von Kunst ist ihre Qualität.“ So würde mein ehemaliger Professor Frank Zöllner auf die Frage antworten.“
In den Arbeiten von Wilhelm Klotzek steckt zum Beispiel sehr viel, das ich an Kunst schätze: Zum einen ein bestimmter Wille zur Gestaltung, Ausdruckskraft, zum anderen sehr viel Humor und Persönlichkeit und eine gewisse Haltung, eine besondere Ästhetik. In seiner künstlerischen Praxis spielen neben der Skulptur auch Performance und Lyrik eine große Rolle. Diese Vielschichtigkeit schätze ich. Hier kann ich nur empfehlen, sich Klotzeks Film „Kinematografischer Dialog, Hessen Jetzt!“ anzusehen, der bei Vimeo online zur Verfügung steht.
Muss gute Kunst politische Kunst sein?
Sie muss nicht, sie kann. Ich denke, man sollte nicht versuchen, Kunst für politische Projektionen in Geiselhaft zu nehmen. Gute Kunst muss nicht politisch intendiert sein, doch meistens macht sie automatisch einen Assoziationsraum auf, der in das Politische hineinragt.
Kunst sollte Vorsicht walten lassen, wenn es darum geht, sich des politischen Tagesgeschäfts anzunehmen. Das können zwar gute Aktionen sein, aber oftmals leidet hier die „Qualität“.
Auch sollte man aufpassen, wenn politische Agitation…