Michael Stoeber
Tobias Madison
»Das Blut, im Fruchtfleisch gerinnend beim Birnenbiss«
kestnergesellschaft, Hannover, 6.2. – 24.4.2016
Neoliberale Nützlichkeits- und Profiterwägungen machen auch vor Kunstinstituten nicht halt. Immer genauer nimmt man ihre Besucherzahlen ins Visier und schaut, ob ihre Programme Anklang finden. Weil Kunst und Kultur in erster Linie kosten und keine Gewinne machen, wird die Frage nach der Vermittlungsarbeit der geförderten Institute immer stärker, vor allem wenn es sich bei den Geldgebern um die öffentliche Hand handelt. Was tragen Kunstausstellungen zur Sinnstiftung von Senioren bei oder was können Kinder in ihnen lernen? Um ja keine kommunalen oder staatliche Zuwendungen einzubüßen, werden die Pädagogikprogramme der Kunstinstitute von der Kinderkrippe bis zur Bahre immer ausufernder und raffinierter. Den Vogel hat in diesem Zusammenhang nun der junge Schweizer Künstler abgeschossen, der gegenwärtig in der hannoverschen kestnergesellschaft ausstellt. Der 1985 in Basel geborene Tobias Madison führt die Kinder nicht allein vor seine Kunst – das natürlich auch – sondern er macht sie praktischerweise gleich zu ihren Protagonisten. Da freut sich jedes Unterstützerherz.
Zentrales Werk seiner Ausstellung ist ein Film, den der Künstler mit sechs bis dreizehn Jahre alten Kindern der evangelischen Kindertagesstätte Hannover-Hainholz in den Räumen der kestnergesellschaft gedreht hat. Unterstützt wurde er bei seinem Unternehmen von der Theaterpädagogin Marin Eze, der Sozialpädagogin Renate Dressler und dem Interieur Designer Mathias Renner. Zugrunde liegt der Handlung seines Films ein anderer Film, den Madison den Kindern zuvor zur Einstimmung gezeigt hat und auf dessen Grundlage das Szenario entwickelt wurde. Es handelt sich bei ihm um das Werk „Emperor…