Christian Huther
»To the People of the City of Euro«
Kunstverein, Frankfurt/Main, 28.5. – 11.7.1999
Es ist alles ganz anders im Frankfurter Kunstverein. Im Erdgeschoss wurde eine Bar eingebaut, Kabinette wurden zu großen Räumen zusammengefasst, und die relativ neuen Decken wurden zugunsten des bloßen Konstruktionsgerippes entfernt. Dahinter steckt der neue Direktor Nicolaus Schafhausen, Nachfolger von Peter Weiermair. Der 34-jährige Schafhausen, zuvor das Künstlerhaus Stuttgart leitend und zeitweise die “documenta”-Macherin Cathérine David beratend, hatte sich im vergangenen Herbst erstmals vorgestellt und noch eine “Zeit des Transits” erbeten.
Nun startete Schafhausen mit seinem Programm – und das ist ästhetisch geradlinig, zuweilen auch karg und wird vorwiegend repräsentiert von Videos, Filmen und Installationen. Acht Künstler oder Gruppen bespielten die Eröffnungsschau; ausnahmslos alle arbeiteten in den und mit dem Raum, wobei es immer wieder um Öffnung, Transparenz und Beweglichkeit ging. Die Gruppe “Phantombüro” etwa filmte sich auf der Fahrt durch Frankfurt und entfaltet mit ihren vierteiligen, oft gegen- und ineinander laufenden Bildern eine gehörige Portion Witz.
Am eindrucksvollsten geriet die Rekonstruktion von Blinky Palermos grauer Treppenhausbemalung samt Handlauf. Was Palermo, der älteste Künstler in dieser Runde der in den 60ern/70ern Geborenen, 1971 für die Frankfurter “experimenta 4” entwarf und inzwischen durch viele Übermalungen fast zerstört wurde, gibt dem Spiel zwischen Raum und Fläche eine eigene Note. “To the People of the City of the Euro”, so der Titel der Eröffnungsschau, ist denn auch eine Anspielung auf Palermos letzten großen Zyklus aus 40 bemalten Metalltafeln, den er der Stadt New York widmete und der 1994/95 im Bonner Kunstmuseum zu…