Susanne Boecker
To Biennial or not to Biennial?
Biennalen-Konferenz Bergen, 17.9.-20.9.2009
Die Zeit der Unschuld ist vorbei: Wer heute eine neue Biennale ins Leben ruft, der kann nicht mehr mit uneingeschränkter Begeisterung rechnen, sondern sollte sich auf kritische Fragen gefasst machen. Denn die Biennale – in den letzten beiden Jahrzehnten DAS Ausstellungsmodell schlechthin – ist ins kritische Alter gekommen. Nicht, dass der Boom vorbei wäre. Keineswegs. Weit über 100 Kunst-Hot-Spots eröffnen weltweit im zwei- (oder auch drei-)jährigen Rhythmus. Ebenso wenig leiden die Biennalen an Besucherschwund – sind sie doch weltweit DER Publikumsrenner in Sachen zeitgenössische Kunst. Nein, Biennalen sind nicht out, aber nach Jahrzehnten inflationärer Neugründungen ist das Format definitiv in einem neuen Stadium angekommen: dem der Reflexivität.
Die neue Nachdenklichkeit zeichnete sich bereits von rund zehn Jahren ab, als René Block im Vorfeld der documenta 11 im Jahr 2000 zur internationalen Konferenz „Biennalen im Dialog“ nach Kassel einlud. Auf dieser ersten Biennale-Konferenz ging es vor allem um die Frage der westlichen Dominanz, aber auch um praktische Themen, die vor allem die Problematik der Kunst-Produktion für die internationalen Großausstellungen betrafen. Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) Stuttgart, das diese erste Konferenz gemeinsam mit dem Museum Fridericianum veranstaltete, hat das Thema in den folgenden Jahren kontinuierlich verfolgt und im Rahmen von Biennalen weitere Konferenzen organisiert: Frankfurt (2002), Singapur (2006) und Shanghai (2008) (Kunstforum berichtete). Auf diesen internationalen Foren trafen sich die Biennalen-Macher und erörterten die Herausforderungen ihres Metiers. Manche dieser Diskussionen fanden hinter verschlossenen Türen statt, denn im internen Zirkel war (Selbst-)Kritik leichter zu üben…