Heinz Thiel
Tina Juretzek
Eine unstoffliche Welt
Galerie Zimmer, 16.9.-15.10.1988
Galerie Neher, Essen, 11.9.-22.10.1988
Die Arbeitsweise von Tina Juretzek steht in sehr direktem Zusammenhang mit den künstlerischen Problemen, denen sie nachgeht: Sie erschafft einen Raum, indem sie ihn mit vorgegebenen Raumpartikeln abtastet und (re)konstruiert. Ihre Arbeiten bezeichnet sie als Malereicollagen. Auf Leinwand (vor 1987 auf Papierbahnen) entstehen Färb- und Formbeziehungen mit Hilfe von aufgeklebten Farb-und Formteilen aus anderen Arbeiten. Zu welchen Vor-Bildern Tina Juretzek dabei greift, läßt sich nicht kategorisieren, aber es kann thematisch durchaus einen Einfluß haben. Jedes Collageelement bringt für sie ein Stück der ‘alten’ Auseinandersetzung mit in das ‘neue’ Bild hinein.
Die Arbeiten von Tina Juretzek erzählen keine für den Betrachter nachvollziehbare Geschichte, aber sie setzen vielleicht den Assoziationsmechanismus des Betrachters in Gang -und dann erzählt er sich selber eine Geschichte, die eng mit den gegenständlichen und figurativen Partikeln der Malerei verbunden ist. Geprägt werden die Bilder von Bewegungen und von rhythmischen Strömungen. Das, was sich da tut, was in der Bewegung steckt und was durch sie ausgelöst wird, hat nichts mit Abstraktion zu tun. Trotzdem sagt es vieles über Mensch und Welt aus durch die Evozierung eines ‘unstofflichen’ Bereichs. Die figuralen und objekthaften Andeutungen bei Tina Juretzek machen deutlich, daß es nicht um etwas ‘Abgehobenes’ bei der Formulierung ihrer Bilder und Themen geht, sondern um sehr konkrete, ja geradezu alltägliche (Er)Lebensweisen. Die großformatigen Leinwandarbeiten reduzieren die (Außen)Welt auf umrißartige Körper- und Kopf-Andeutungen und Gläser- und Flaschen-Konturen. Die Plazierung und die Darstellungsform geben Hinweise auf (mögliche) Verstehensweisen. Die klarste Information,…