TINA HAUSER
KUNSTSCHLACKE
VON NADIA SCHNEIDER
Die Arbeiten von Tina Hauser (geboren 1967 im Kanton Glarus/Schweiz) lassen sich nicht ausschließlich einem Medium zuordnen. Sie arbeitet vor allem fotografisch und installativ, lässt auf unkonventionelle Weise aber auch Aspekte der Performance und der klassischen Bildhauerei in ihre Arbeiten einfließen. Ihr Thema ist der Prozess der Lagerung. Es geht ums Lagern von Dingen, die in der Aktualität keinen direkten Nutzen haben, die man jedoch nicht einfach verschwinden lassen will oder kann. Der Prozess der Lagerung bietet verschiedene Möglichkeiten: die Werterhaltung (etwa die Kunstsammlung oder die Goldreserven der Nationalbank), die Wertsteigerung (etwa in einem Weinkeller) oder aber auch den radikalen Wertverlust (etwa Endlagerung von atomaren Restbeständen).
RADIKALE PLASTIK
Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass sich Tina Hauser in den letzten Jahren stark mit der Idee von Kehrichtverbrennungsanlagen auseinandergesetzt hat. Als Nicht-Ort und verdrängter Ort sind sie ein Verdauungssystem unserer Gesellschaft, das unser Konsumverhalten schonungslos widerspiegelt. Als Ergebnis unseres vom Wohlstand gesättigten kollektiven Verhaltens sind sie die Rückseite der Medaille, die uns nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ethischen Gründen Sorgen machen sollte. Tina Hauser fotografiert die bis zu 25 Meter hohen Müllberge vor Ort, in dem sie sich mit Schutzanzug, Funkgerät und Kamera bewaffnet in den kontaminierten Bunker begibt.
Während dieses performativen Aktes, den sie unter extremstem körperlichen Einsatz vollzieht, macht sie den Bunker quasi zu ihrem temporären Atelier und erklärt gewisse Abfallschichtungen nach subjektiven und streng formalen Kriterien zu “Plastiken auf Zeit”. Die von der traditionellen Steinbildhauerei herkommende Künstlerin hinterfragt somit den Begriff “Plastik” radikal und führt…