Jürgen Raap
Tina Haase
»Full House«
Galerie Schneiderei, Köln, 22.1. – 6.3.1999
Tina Haase nimmt Papierkörbe, Salatsiebe, Wäschekörbe und Tupperware aus Kunststoff als Basis ihrer Skulpturen. Die einzelnen Elemente aus der Alltagskultur bleiben in ihrer Substanz unverändert. Die Formgebung erfolgt lediglich durch eine Montage, durch ein Ineinanderstülpen und Aufeinandertürmen der unterschiedlich großen Behälter, bei den Wandobjekten (“Pfauschleifen”) auch durch Drehungen und Biegungen des Materials.
Die Ausstellung umfaßt drei unterschiedlich konzipierte Werkgruppen. Es sind einmal Arbeiten mit Reliefcharakter, wobei den “Pfauschleifen” aus Plastikschlingen als Pendant kreisförmige, verschachtelte Gebilde aus Obstkörben und flachen Zierschalen (“Schlaupfeifen”) zugeordnet sind.
Eine zweite Gruppe bilden die Raumplastiken im hinteren Raum der Galerie. Sie erinnern an überdimensionierte Kegel oder phantasievolle Brettspielfiguren. Man deutet den oberen Korb als Kopf und assoziiert eine voluminöse Körperlichkeit, obwohl es eigentlich abstrakte Gebilde sind, deren figurative Anklänge sich eher zufällig ergeben. Sie sind Ergebnisse eines freien Spiels, und weniger Produkte eines plastischen Formkalküls, das von vornherein konkrete Körper als Zielsetzung hätte. Tina Haase nennt sie “Liberos” (Freiläufer), weil sich die einzelnen Elemente immer wieder neu zu anderen Formen kombinieren lassen und weil aufgrund ihrer relativen Leichtigkeit die Position im Raum frei wählbar ist – sie können auf dem Boden stehen oder von der Decke hängen.
Einen besonderen Eigenwert hat die Inszenierung in der jeweiligen Ausstellungssituation: im kleineren Raum der “Galerie Schneiderei” drängen sich die Liberos eng aneinander (“Full House”). Erst in dieser Raumfülle, bei der die einzelne Arbeit mit ihrem jeweils autonomen Charakter sich notwendigerweise innerhalb des Ensembles unterordnen muß, entsteht ein intensiver Zusammenklang der Farben.
Die unterschiedliche…