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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 178 - 179
Titel: Kunst und Geld , 2000

Timm Ulrichs: Geld/Wechsel/Geld

Im niederdeutschen Märchen vom “Fischer un sin Frau” scheitert das Ehepaar an der Habgier der Frau – nie gibt sie sich mit dem einmal Erreichten zufrieden, und so mündet die Erzählung schließlich in die Moral, dass einer um so tiefer in die Armut fallen könne, je höher er in jenem Ansehen steht, dass sich durch Reichtum erwerben lässt. In der ständisch-feudalistischen Gesellschaft waren die wirtschaftlichen und sozialen Aufstiegsmöglichkeiten weitaus mehr begrenzt als heute – Heiraten fanden fast ausschließlich innerhalb derselben sozialen Klasse statt (“standesgemäß”), und innerhalb der Handwerkszünfte gab es strenge Regulierungen für Preise und Löhne, mithin sehr eng gezogene Erwerbschancen. Was ein Fischer auf den Märkten an geldlichem Ertrag für seinen Fang erzielen konnte, reichte generell nicht zu einem luxuriösen Lebenswandel. Die soziale Botschaft solcher Volksmärchen diente denn auch primär einer ideologischen Bestätigung und Verfestigung der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, begleitet von Warnungen vor allzu großem Dünkel und Übermut.

Das Märchen vom “Hans im Glück” ist ähnlich zu bewerten – denn das Paradoxon, dass man um so glücklicher werde, je mehr man eine Sache gegen eine andere von geringerem Wert eintauscht, angefangen mit einem Goldklumpen, stellt letztlich eine krasse Verschleierung der schlechten ökonomischen Bedingungen dar, unter denen Bauernknechte und Handwerksburschen leben mussten. “Bin nur ein armer Wandergesell’…” heißt es ähnlich romantisierend-beschönigend in einem Operettenlied.

Timm Ulrichs übertrug dieses Märchen auf die Situation des heutigen Bankwesens: “Dieses Tausch-Verlust-Geschäft ist eine Vorform des Gold- und Geldwechsels der Wechselstuben und Banken, wo allzu häufiger Wechsel einer Geldsumme auch zu deren totalem Schwund und…

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