Michael Stoeber
Timm Ulrichs
»Bilder-Finder – Bild-Erfinder«
Museum für konkrete Kunst, Ingoldstadt, 2.12.2012 – 24.2.2013
Bei Eintritt in die Ausstellung in Ingolstadt fällt der Blick des Besuchers auf drei Telegramme. Da bittet im Jahre 1971 Dr. Bussmann vom Frankfurter Kunstverein Timm Ulrichs, dessen Werke er zeigen will, ganz dringlich um Material für den Katalog, der die Ausstellung begleiten soll. Noch am selben Tag antwortet der Künstler, ihm falle nichts ein, er habe keine neuen Ideen mehr. Und beschließt das Schreiben mit der verzweifelten Frage: „Was soll ich nur machen?“ Nur, um wenig später ein zweites Telegramm hinterherzuschicken, in dem er den Kunstvereinsleiter bittet, den Abdruck dieser Telegramme im Katalog zu erwägen. Der Coup könnte typischer nicht sein für einen Künstler, dem zeitlebens etwas eingefallen ist und dem auch mit nun fast 73 Jahren die künstlerischen Ideen nicht ausgehen. Wie vielfältig die Felder sind, auf denen sich der „Totalkünstler“ Timm Ulrichs dabei bewegt, verdeutlicht eine Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Selbstverständlich denkt man bei diesem Künstler fast reflexartig an seine berühmte Selbstausstellung in der Frankfurter Galerie Patio, bei der er sich im Jahre 1966 in einen Glaskasten setzte und zur lebenden Skulptur erklärte, zum Kunstwerk. Damals amüsierten sich nicht wenige über ihn und seine Aktionen und wollten sie als Clownerien abtun. Sie übersahen, dass Timm Ulrichs einen Traditionsfaden der Moderne aufnahm, der mit den Readymades von Marcel Duchamp seinen Anfang genommen hatte, und ihn konsequent radikalisierte, indem er deren Prinzipen auf den eigenen Körper und die eigene Person übertrug….