JUSTIN HOFFMANN
Timewave Zero – The Politics Of Ecstasy
Grazer Kunstverein, 7.10. – 4.11.2001
Keine Macht den Drogen” schallt es regelmäßig aus dem Fernsehapparat, dabei ist doch das Fernsehen selbst die Droge Nr. 1 in unserer Gesellschaft. Auch wenn es Staat und Wirtschaft nicht passt, Rauschmittel sind stets ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Und das dies immer schon so war, erläutert die britische Philosophin Sadie Plant, in ihrem jüngsten Band “Writing On Drugs”. Bei den derzeit massiven Anti-Drogen-Kampagnen scheint es gewagt, dass Lionel Bovier und Jean-Michel Wicker eine Ausstellung kuratierten, deren Titel “Timewave Zero/The Politics of Ecstasy” laut Pressetext auf das heute große Interesse verweist, “das dem bewusstseinserweiternden Potential von Drogen (…) entgegengebracht wird”.
Das Konzept dieser den psycho-aktiven Potentialen huldigenden Präsentation besitzt eine historische Komponente. Denn sie umfasst Arbeiten aus mehreren Generationen. Aus der Beatnik-Ära stammt die “Dreammachine” von Brian Gysin, vielleicht der Ursprung aller psychedelischen Light Shows. Sie ist aus einfachsten Mitteln zusammengesetzt: ein Plattenspielerteller setzt einen darauf montierten Zylinder in Bewegung, der mit seinen Öffnungen das Licht im Inneren in Spots verwandelt, die durch den Raum kreisen. Im Unterschied zur Diskokugel, die einen ähnlichen kosmischen Effekt erzeugt – Sterne bewegen sich in Höchstgeschwindigkeit -, stellt hier die Verwendung eines Schallplattenspielers eine direkte Verbindung mit der Musik her. Gysins “Dreammachine” produziert eine gleichsam tonlose Komposition. In den 50er Jahren hatte sich Heroin als führende Droge in der Jazzszene durchgesetzt. Drogenkonsument Charlie Parker mit seinen kraftvollen Improvisationen war Vorbild auch für weiße Literaten wie die Beatniks. Musik umfasst den Körper, füllt…