Max Glauner
Tim Rollins K.O.S.
»On Transfiguration«
Kunstmuseum Basel, 21.1. – 15.4.2012
Wenn das Basler Museum für Gegenwartskunst Tim Rollins and K.O.S. nach zwölf Jahren eine zweite Ausstellung widmet und den Künstler samt Mitgliedern seiner Gruppe für einen Workshop an eine Basler Schule einlädt, spricht dies für eine Wertschätzung, die auf diese Weise hier bisher kaum keinem Künstler zuteil wurde.
Das calvinistische Basel ehrt damit sicher auch das soziale Engagement des Künstlers, Pädagogen und Laienpredigers an einer New Yorker Baptistengemeinde Tim Rollins. Dieses Engagement läuft jedoch nicht neben seiner künstlerischen Tätigkeit her, sondern ist, und darin liegt das Außergewöhnliche, deren konstitutiver Teil. Tim Rollins and K.O.S. stehen auch insofern singulär, als hier nicht nur ein ästhetisch überzeugendes Werk geschaffen wurde, sondern, dass die Produzenten von K.O.S. Kinder und Jugendliche aus dem überwiegend hispanoamerikanischen Unterschichtsmilieu der South-Bronx in New York sind.
Bereits 1990 zeigte der damalige Konservator des Basler Kupferstichkabinetts Dieter Kroepplin die Ausstellung „Tim Rollins and K.O.S.: Temptation of Saint Antony 1987–1990“.
Nun hat die Kuratorin Nikola Dietrich Tim Rollins and K.O.S. von Januar bis April 2012 den Oberlichtsaal des Museum für Gegenwartskunst für die Ausstellung mit dem treffenden, jedoch etwas zu gewichtigen Titel „On Transfiguration“ reserviert. Sicher geht es in der Arbeit von Rollins und K.O.S. um die Übertragung physischer und mentaler Energien in einen kreativen Prozess, an dessen Ende ein gültiges ästhetisch stimmiges Objekt steht. Doch rückt der Begriff „Transfiguration“ die Arbeit in einen religiösen Kontext, der dem sozial-politischen Ansatz der Gruppe nicht gerecht wird.
Tim Rollins wurde 1955 in ein ländliches, kleinbürgerlich-protestantisches Milieu…