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Ausstellungen: Basel/Stuttgart · S. 389 - 389
Ausstellungen: Basel/Stuttgart , 1990

Johannes Meinhardt
Tim Rollins & K.O.S.

»Temptation of Saint Antony 1987-1990«
Museum für Gegenwartskunst, Basel, 20.5. – 20.8.1990

Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 30.8. – 7.10.1990

Mit der Werkgruppe “Die Versuchung des Heiligen Antonius”, die direkt an Gustave Flauberts “Tentation” anknüpft, haben Tim Rollins und die Kids of Survival sich zum ersten Mal von ihrem kritischen und politischen, immer semantischen Ausgangspunkt weitgehend gelöst. Die fast 240 ausgestellten Arbeiten auf Buchseiten oder Photokopien von Buchseiten zeigen nur in den ersten, vorbereitenden Blättern noch Sujetvorstellungen, die aus Comic Strips, Horrorfilmen und der Kunstgeschichte stammen: “Monster”; die vier großen Serien jedoch, aus denen sich diese Werkgruppe zusammensetzt, lassen keine phantastischen oder phantasmatischen Gestalten mehr erkennen, sondern setzen weitgespannte technische Verfahrensweisen ein, die nur beschränkt kontrollierbar Effekte des Fließens, Rinnens, Trocknens, Auflösens, Aufsaugens und Abwaschens von beträchtlicher, an Flauberts Text gebundener Suggestivität zu sehen geben.

Diese Verfahrensweisen haben Tim Rollins und die Kids im Umgang mit Graphik entwickelt: Die erste Serie zur “Temptation of Saint Antony” besteht aus 14 (plus 20) Aquatintaradierungen, die das Ergebnis umfangreicher Experimente mit Säuren, Lösungsmitteln, Firnissen und Alkohol sind. In der zweiten Serie von 106 schwarz-weißen Zeichnungen haben sie einander abstoßende Flüssigkeiten (Wasser, Alkohol, Terpentin) und verschiedene schwarze Farben (Kohle, Pigment, Wasserfarbe, Tinte, Tusche) auf die Buchseiten geblasen, getropft, gewischt etc. Die dritte Reihe von 40 einzelnen bunten Blättern setzt daneben noch Akryl, Tempera und Gouache ein; die vierte Serie von 54 Blättern verwendet nur Blut, Wasser und Alkohol. Der Einsatz von Lösungsmitteln, Ölen und Alkohol führt dazu, daß deutliche Spuren der Prozesse des Fließens…



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