Hajo Schiff
Tim Roda – Living Large
art agents gallery, 16.05.08 – 27.06.08
Ist der Ort dieser seltsamen Spiele ein Keller? Das wäre der Platz, an dem seit jeher die Unholde ihr Wesen treiben. Und es ist der Ort der verdrängten Wünsche, der Palast des Unterbewussten. Doch tatsächlich baut Tim Roda seine düsteren Szenarien samt vielen Einzelobjekten in tagelanger Arbeit in seinem kleinen, aber feinen Atelier in New York auf. Doch er inszeniert nicht wie im Filmstudio perfekte surrealistische Traumbilder, stets liegt über der Rätselhaftigkeit des Geschehens eine etwas provisorische, spielerische Stimmung. Auch die Photoabzüge selbst sind handwerklich in alter Manier erstellt, zur klaren Distanz von Photoshop teils mit absichtlichen kleinen Fehlern. Bei genauer Betrachtung sind die schwarz-weißen Szenen gar nicht so düster. Es ist ein bisschen wie im Trash-Film: Das Leben ist furchtbar kompliziert, aber der heftigste Horror ist nur aus Pappe. Nur so ist auch zu erklären, dass der Künstler, seine Ehefrau Allison und Sohn Ethan, die die alleinigen Akteure in dieser abseitigen Wunderwelt sind, allem Anschein nach bester Laune bleiben. Anders als beispielsweise bei Paul McCarty ist das Heimwerkeruniversum im Eigenheimkeller nicht so autistisch, im Familienbetrieb werden die alten Mythen lustvoll dekonstruiert und neue gesucht. Vielleicht ist das Ganze auch eine ausagierte, höchst kunstvolle Form der Familientherapie – zugleich theatralisch und hermetisch. Und nach der Photosession mit der Familie wird alles wieder demontiert. Es scheint eine ganz wunderbare Methode, ein psychisch problematisches Zwangsbild zu bewältigen: Erst wird es begreifbar und nutzbar gemacht und dann entsorgt.
Zu den uneindeutigen Allegorien dieser…