Michael Nungesser
Tiefebene hochkant. Aktuelle Kunst aus Ungarn
Neuer Berliner Kunstverein, Berlin, 11.3. – 23.4.2006
Die Kunst der osteuropäischen Staaten hat es auf Grund ihrer Geschichte und einer noch immer mangelnden Infrastruktur schwer, auf der internationalen Kunstszene wahrgenommen zu werden. Die Ausstellung “E.U. positive – Kunst aus dem neuen Europa”, die vor zwei Jahren in der Berliner Akademie der Künste stattfand, versuchte einen Gesamtüberblick, die am gleichen Ort 1999 gezeigte Schau “Kunst der neunziger Jahre in Ungarn” hatte ein einzelnes der neuen Beitrittsländer ins Zentrum gerückt. Der Neue Berliner Kunstverein (NBK) schließt mit “Tiefebene hochkant. Aktuelle Kunst aus Ungarn” in konzentrierter Form an und vertieft den Einblick in die ungarische Kunstszene. Die Ausstellung ist Teil des Kulturjahrs “Ungarischer Akzent”, mit dem sich Ungarn 2006 in Deutschland vorstellt. Die von den Kuratoren Barnabás Bencsik und Lívia Páldi ausgewählten Künstlerinnen und Künstler wurden in Ungarn geboren, meist in Budapest, wo die Mehrzahl auch lebt und arbeitet. Die neun Teilnehmer, darunter zwei Duos, wurden zwischen Mitte der 1950er und Ende der 1970er Jahre geboren. Trotz traditioneller Ausbildung als Maler oder Bildhauer verwenden sie unterschiedliche Medien in hybrider Verbindung und als Installation.
Die Ironie des Ausstellungstitels spielt mit dem Klischee der Puszta-Romantik, mit dem flachen Land, das so leicht zu übersehen ist. “Tiefebene hochkant” klingt verheißungsvoll, aber allzu sperrig sind die Werke, die in den beiden Ausstellungsräumen des NBK zum Zuge kommen, nicht – eher sparsam und verhalten im Ausdrucksgestus und ohne Hintergrundlektüre kaum verständlich. Einzig die durch Farbe und großes Format ins Auge fallenden Fotografien aus…