Manfred Neuwirth
Tibetische Souvenirs
MANFRED NEUWIRTH (*1954 in Wien, lebt in Wien): Vom Beginn der Filmgeschichte an ist das Bildermachen mit dem Reisen verbunden. Die Neugier am Fremden, der Reiz des Exotischen und die Lust am Unbekannten haben Regisseure für das Kino im weiten Spektrum von ethnographischer Studie, persönlichem Reisedokument bis hin zum großen Abenteuerspektakel eingefangen.
“Tibetische Erinnerung” (1995, 23 min.) nennt sich ein audiovisuelles Notizbuch, das der Wiener Filmer Manfred Neuwirth mit Material aus den Jahren 1988 bis 1995 zusammengestellt hat. Entstanden ist eine Videokompilation, die 35 Bilder über den Alltag im Tibet zeigt. Zeitdehnungen verursachen, daß eine Einstellung in Zeitlupe fließend in die nächste Einstellung übergeht. Die Zeit wird angehalten, um dem Blick mehr Raum zu geben. Im Tibetischen stehen die vier Worte “Form”, “Sehen”, durch die “Atmosphäre”, “übertragen” für den Begriff Fernsehgerät. Von hier aus hat Neuwirth seine Bilder-Expedition gestartet.
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Manfred Neuwirths filmisches Reisejournal “Tibetische Erinnerungen” ist eine sehr private Variante, das Ferne in Form von Bildern und Tönen zu dokumentieren. Während mehrerer längerer Aufenthalte in Tibet in den Jahren 1988 bis 1995 hat Neuwirth, mehr zufällig als geplant, ein Bildmaterial zusammengetragen, das Spektakuläres und allzu Offensichtliches meidet. Die Bildersammlung konzentriert sich statt dessen auf Alltägliches, scheinbar Nebensächliches: auf Plakatwände, Teekessel und Wasserpumpen, auf Glücksbringer und Gebetsfahnen, auf Stimmen, Gesichter und Blicke.
Die scheinbar losen Reise-Impressionen aus Tibet sind allerdings streng strukturiert und bearbeitet: jedes der 35 ausgesuchten Bilder besitzt die idente Länge; alle Ansichten sind sichtbar verlangsamt, rhythmisiert. Wie einzelne Photographien steht jedes Bild für sich: es werden keine…