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Ausstellungen: Berlin · S. 369 - 369
Ausstellungen: Berlin , 1990

Thomas Wulffen
Thomas Wörgötter

Künstlerhaus Bethanien, 19.4. – 6.5.1990

Inventar seien die Menge der Bildstrukturen und -muster sowie die sie begleitenden Wahrnehmungkategorien genannt, die die Kunst seit der Renaissance entwickelt hat. Apparat sei das interpretierende und vermittelnde Material, das die Wahrnehmungskategorien und deren Entwicklung bestimmt. Je nach Apparat verändert sich das Inventar. Gegenüber vergangenen Zeiten ist das Inventar mehr denn je in den Vordergrund getreten, weil der Apparat im Moment sowohl diese historische Folie als auch sich selbst thematisiert.

Ein Ausdruck für dieses Verhältnis und gleichzeitig exemplarisches Beispiel ist das Werk von Thomas Wörgötter, das im Künstlerhaus Bethanien zu sehen war. Eine Reihe Teller, gefaltetes Papier, entfaltet und Papier übereinandergeschichtet, drei Reihen von jeweils zwei Kissen übereinander, ein großes Ei: das Bildinventar von Thomas Wörgötter ist einfach, fast simpel. Erst durch begriffliches Denken, das sich auch als Bild äußern kann, läßt sich das Werk deuten. Die Reihe der Teller bezieht sich direkt auf Leonardo da Vincis “Abendmahl”: Der Begriff ist das Bild. Als Begriff entstammt er dem Apparat, während das Bild Teil des Inventars ist, auf das Thomas Wörgötter rekurriert. In ähnlicher Weise thematisiert diese Bezüglichkeit das Triptychon der Kissenbilder, das zurückgeht auf eine Skizze von Albrecht Dürer. Der Künstler begreift das Bild als zweidimensionale Skulptur. Darin deutet sich eine andere Ebene des Werkes von Thomas Wörgötter an, die sich auch in den schon erwähnten Papierbildern auftut.

Die besondere Technik, mit der Thomas Wörgötter arbeitet, das sogenannte Glosscoat, läßt das Bildobjekt real erscheinen, als sei es nicht mehr abgebildet, sondern selbst Bild. Dieses Verfahren…


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