Johannes Meinhardt
Thomas Werner
Paare und Ornamente / Bilder und Säulen
Galerie Frieder Keim, 10.9.-19.11.1988
Annette Gmeiner, 10.9.-15.10.1988
Doch zeigen sich alle drei Leinwände wie Ausschnitte aus einem großen, die Wand überspannenden Ornament, eine gewaltige, nach unten laufende Bogenform wird durch die Seiten-Stücke angesetzt, die sich imaginär zwingend über die Wand erstreckt; dieselben geometrischen Ordnungen in denselben Farben /.eigen sich angeschnitten in allen drei Leinwänden, und genauso an- und ausgeschnitten erscheint auf dem mittleren Gemälde eine dunkle florale, blattartige Form. Diese ‘Ausschnitte’ könnten noch wie ein erst teilweise freigelegtes Fresko eine eindeutige Bildtotalität suggerieren: Thomas Werner jedoch legt unterschiedliche Ornamente (oder präziser: asymmetrische Ausschnitte) übereinander, in verschieden dichten Schichten und Partien; dabei benützt er meist Tempera auf Öl. So scheinen sich unterschiedliche omamentale Muster und Großornamente fast zufällig übereinanderzulegen, ohne gemeinsame Ordnung. Besonders in den neuesten Arbeiten bei Frieder Keim tritt diese ‘zufällige’ Überlagerung, die durch genauso ‘zufällige’ Ausschnitte aus einem fiktiven Kontinuum durchaus kompositionale Wirkungen schafft, in den Vordergrund. Teilweise wiederholt sich auf unterschiedlichen Ebenen dasselbe Ornament, verschoben ohne Regel, mit unregelmäßigen Transparenzen und Dichten. Es entsteht so weniger ein pikturaler Raum, als ein materielles Übereinanderliegen von dekorativen Texturen und Stoffen, ein gegenseitiges Verdecken.
Nur dadurch, daß diese Bilder gemalt sind, ist für Thomas Werner gesichert, daß die Überlagerungen und Ausschnitte sich optisch doch wieder zusammenschließen; dazu gehört auch, daß er bewußt nicht völlig sauber malt, daß die geometrischen Linien immer leicht schräg und wacklig bleiben und daß die Form der Ornamente nie durchkonstruiert ist, sondern etwas ‘Gesehenes’ beibehält.