Annelie Pohlen
Thomas Wachweger
Galerie Monika Sprüth, Köln, 7.6. – 15.7.1985
Wo sind die Grenzen zwischen Gemeinheit, Beliebigkeit, Überzeugungskraft und Zynismus? Für Patentrezepte zur Lösung werden möglicherweise Preise ausgesetzt. Wie ließe sich im rasenden Reigen der ‘neuen’ Malerei die Grenze bestimmen zwischen denen, die dem Egal-Sein ein Denkmal des Egal-Seins bauen und denen, denen es eben nicht egal ist. Die Überschneidungen zwischen den beiden Möglichkeiten sind offensichtlich, zu offensichtlich, um zu handlicher Ordnung zu kommen. Thomas Wachweger jedenfalls hat in seinen Bildern, die von Monika Sprüth in Köln vorgestellt wurden, den Balance-Akt zwischen einer auf die Spitze getriebenen Oberflächenmalerei und der Brutalität einer als Chimäre erlebten Agonie des Menschlichen vorgeführt, dem “Leser/Betrachter” gleichwohl kein Rezept zur Entschlüsselung von Botschaften mitgeliefert. Die Malerei ist von so offensichtlicher Flächigkeit, daß nichts nach rätselhaftmythischem Tiefengrund und dort sich wohlig einnistender Gefühligkeit drängt. Es sind Schemenfiguren von so hochgradiger theatralischer Bosheit wie die “Blendung” – ein äffischer nackter Gnom, verdoppelt im Schatten zu seinen Füßen hat offensichtlich eben einem bleckenden schemenhaften Kopf, einen Balken ins Gehirn gerammt – oder so lapidar komische Grausigkeit wie im “Rubberroom”, in dem ein schemenhaft gespenstiges Wesen eine Gummi-Wand traktiert. Dann wieder erscheint das Szenario weniger direkt, verschlungener in der Komposition, dichter in der Farbigkeit, erfüllt von der rätselhaften Verwirrung der Befindlichkeit zwischen Lust und Schmerz. “Die Mutter ist immer dabei” zeigt den männlichen Liebhaber als Busenlutscher auf einer wie in tödlicher Erschöpfung liegenden Frau. Die so angedeuteten ‘Inhalte’ verdichten Bewußtseins- und Empfindungslagen, welche im kulturellen Bereich aller Ebenen vom Mythos…