Thomas Wachweger
E pluribus unum, das Motto der amerikanischen Dollarnote, taucht als Titel eines Bildes von Thomas Wachweger in dieser Ausstellung auf. E pluribus unum, das verheißt Einheit aus Vielem, das ist der Traum vom Heil, von der Zukunft, vom Glauben. Blicken wir auf Wachwegers Arbeiten, so scheinen sie jedoch genau das Gegenteil dieses Traums zu entwerfen: Auf grauem Karton gemalt, zeigen sie ein “gepanzertes Glück”, das sich in einer bedrohlichen und bedrohten Welt anzusiedeln versucht. “Menschenbilder” stehen im Zentrum von Wachwegers Arbeiten. Chiffrierte Aussagen werden sichtbar, die obsessional um stets ähnliche Themen kreisen: Sexualität, Macht, Herrschaft, Abhängigkeit und Unterdrückung sind zu erkennen, die Bindungen ans Geld, an die Religion, ans Geschlecht, an die Gesellschaft. Als Chiffren aber sind diese Menschenbilder zugleich auch “Denkbilder”. Sie besitzen eine ambivalente Allegorik, deren Aussagen zwischen suggerierter Eindeutigkeit und hermetischer Verschlossenheit schwanken. Obwohl je einmalig in ihren Bildfindungen, stellen die einzelnen Werke Verkettungen her, die sich wie ein Panorama miteinander verbinden lassen. Doch die Einheit des Vielen strebt nicht zu einer verfestigten Aussage jenseits der Bilder. Im Gegenteil. Diese Einheit ist in sich widersprüchlich. Sie behauptet und verleugnet sich. So können viele Bilder als direkte Entlarvungen und Bloßstellungen gegenwärtiger Denk- und Gefühlsmuster verstanden werden: Der “Fruchtfahrer in Dallas” reflektiert den Rassismus der Dallas-Fernsehserie, “Florian” spricht von der Gewalt-Scheinheiligkeit, “Gralsucher” greift das Motto “Schwerter zu Pflugscharen” auf, der “Mann mit Bombe” zieht die Verbindungen der Gegenwart zur Nazi-Zeit. Läßt man sich auf diese Bloßstellungen ein, so entdeckt man zugleich deren irritierende Selbstfaszination, die sich nicht als…