Thomas Wachweger
Thomas Wachweger beschäftigt sich in seinen fotografischen Arbeiten in der Hauptsache mit der Wirkung und der Ästhetik von technisch oder elektronisch produzierten Bildern, wie sie die Massenmedien tagtäglich zur Erscheinung bringen. Insofern ist es auch nicht ganz korrekt, seine Bilder pauschal als ‘fotografische Arbeiten’ zu bezeichnen, korrekter wäre der Begriff ‘fotografische Untersuchungen öffentlicher und mit Blick auf öffentliche Wirkung hergestellter Bilder’. Eine seiner früheren Fotoserien trug den charakteristischen Titel ‘Entwicklung des Stammhirns’ (1976). Hier fixierte Thomas Wachweger ausgewählte Bildmotive zweier unterschiedlicher Fernsehsendungen mit Hilfe einer Doppelbelichtung des Filmmaterials auf schwarzem Fond in der Anordnung einer Art Doppelbildes. Diese Gegenüberstellung entsprang polemischer Absicht. Barbara Straka, die sich intensiv mit dem künstlerischen Werk auseinandergesetzt hat, notierte dazu: »Wachweger manipuliert die einem Millionenpublikum alltäglich vorgesetzte Fernsehrealität, indem er scheinbar Zusammenhangloses zu assoziativen Bedeutungskomplexen simultan zusammenschließt. Eine weitere Interpretationsebene ergibt sich in dem von Wachweger hergestellten Bezug zwischen den im Fernsehprogramm dargestellten faschistischen Strategien massenhafter Beeinflussung und den Rezeptionseigenschaften des Mediums Fernsehen selbst: Die Medienkonsumenten als manipulierbare ‘Volksgemeinschaft’.« Wenngleich man bezweifeln darf, daß Wachwegers künstlerische Beiträge derart vordergründig und eindimensional konzipiert sind, steht außer Frage, daß er eine engagierte und eindeutig aufklärerische Position vertritt. Allerdings beschränkt sich auch Wachweger nicht auf eine bloße Deklamationsgeste. Seine Bild-Montagen, und als solche muß man seine fotografischen Untersuchungen ansprechen, attackieren ebenfalls den Erwartungshorizont der Bildbetrachter angesichts der ‘auf eine höhere Ordnung* bedachten bunten Bilder der Massenmedien. So heißt nicht von ungefähr eine andere Serie, sechs Jahre zuvor fertiggestellt, ‘Was bin ich?’. Wachweger verzichtet auf eine meist unerquickliche…