Renate Puvogel
Thomas Virnich
Kunstverein Bonn, 29.11.1988-5.2.1989.
Museum Wiesbaden, 5.3.-7.5. 1989.
Heidelberger Kunstverein, 14.5.-25.6.1989
Die riesigen Räume des Bonner Kunstvereins, deren Ausmaße manchen Künstler einschüchtern können, sind reichlich gefüllt mit den Boden- und Wandskulpturen des jungen Bildhauers Thomas Virnich. Es herrscht eine wohltuende, kreative Unordnung wie in einem verkramten Kinderzimmer, dem Materiallager eines Schreiners, wie auf der Baustelle oder dem Schrottplatz oder – wie in des Künstlers Werkstatt. Akkurate, gestylte Präsentation einzelner weniger Arbeiten liefe seiner den vollendeten Skulpturen immer noch ablesbaren prozesshaften Arbeitsweise zuwider, zeichnet sich dieses Wirken doch gerade aus durch ein befruchtendes Ineinandergreifen von kindlichem Spiel mit ernsthaftem Bauen.
Vor diesem Künstler ist kein Fundstück und kein Materialteil aus Holz, Metall oder Stein sicher. Virnich sägt oder schneidet ausrangierte oder -gediente Gegenstände auseinander und heftet, leimt und nagelt Rohmaterialien wiederum zusammen.
Abgenutzte, dem Verfall preisgegebene Stoffe und Gegenstände üben in ihren tausendfältigen Aus- und Verformungen und in ihren reizvollen Zwischentönen auf den Künstler einen unwiderstehlichen, sinnlichen Reiz aus, und noch seine Endprodukte bewahren trotz unzähliger verändernder Eingriffe diese untrüglich zeitgerechte Ästhetik. Da wird nichts eingeebnet, geschönt, zur Perfektion zurechtgestutzt. Virnich macht sich über seine Werkstoffe lustvoll, ohne jeden Respekt und zugleich mit der äußersten Hingabe her. Das Zerlegen und Aufbauen sind gleichwertige Tätigkeiten, kindlichem Treiben gemäß liegt im destruktiven Zerstören bereits der Keim zur konstruktiven Neuformulierung. Wie ein Morphologe tastet er die Oberflächen ab, wie ein Geologe untersucht er die Schichten seiner Beutestücke, um sie wie ein Archäologe auf verborgene Schätze hin abzusuchen und diese freizulegen.
Das Häuten und Schälen einer dichteren Wandung ist…