Johannes Meinhardt
Thomas Schütte: Zeichnungen
»Modelle für Zeichnungen«
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 11.3. – 30.4.2006
Von den über 350 Arbeiten auf Papier von Thomas Schütte in dieser Ausstellung, die aus den Jahren 1975-2001 stammen, wird mehr als die Hälfte zum ersten Mal gezeigt. Vor allem zum ersten Mal gezeigt werden mehrere große Serien aus den neunziger Jahren, die jeweils ein bestimmtes Genre zitieren oder auf es anspielen: die 80 Blätter der “Aufzeichnungen aus der 2. Reihe” von 1991: Sprachspiele mit Bildzeichen und Schriftzeichen, rebus- und kalauerartige Kombinationen von Ideogrammen und Wörtern; die Blumenaquarelle der Serien “Do Lilies Lie” (7 Blätter) von 1995, “Blumen für Konrad” (12 Blätter) von 1997 und
“Last Dance” (7 Blätter) von 2001, die schon im Titel, etwas verdeckt, Blumen (teilweise schon im Zustand des Verfalls) in eine Tradition der Vanitas, der Vergänglichkeit, einsetzen; die Portraitserie “Luise” (20 Blätter) von 1996, in der die Identität der Portraitierten kaum in den Portraits, sondern fast ausschließlich im Titel liegt; und die Serie von Selbstportraits mit dem Titel “Mirror Drawings” (30 Blätter) von 1998-99.
Schon in den ersten Blumenaquarellen – nachdem Thomas Schütte 1987 im Museum Oberholland in Amsterdam Aquarelle mit dem Titel “Obst und Gemüse” gezeigt hatte, die noch ziemlich ruppig mit den technischen, vor allem farblichen Möglichkeiten des Aquarells umgegangen waren – ist offensichtlich, dass Thomas Schütte sich auf eine zutiefst widersprüchliche Arbeit eingelassen hat. Viel ausgeprägter als in den Zeichnungen der vorhergehenden zehn Jahre, 1975 bis 1985 – welche vor allem Zeichnungen von Modellen und für Modelle gewesen waren, Zeichnungen, welche…