Jürgen Raap
Thomas Schütte
»Big Buildings – Modelle und Ansichten«
Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn, 28.7. – 1.11.2010
Wer ein Haus sein eigen nenne, der werfe keine Bomben, meint der Düsseldorfer Bildhauer Thomas Schütte. Denn bittere Armut, unwürdige Behausungen in Slumvierteln und eklatante Bildungsdefizite gehören bekanntlich zu den Ursachen für einen politischen oder religiösen Fanatismus. Soziale Perspektivlosigkeit fördert eine Tendenz zur Radikalisierung, die in terroristische Aktivitäten münden kann. Daher ist Schüttes Entwurf eines „Ferienhauses für Terroristen“ (2009) modellhaft in jeder Hinsicht: es ist nämlich sowohl ein Architekturentwurf als auch ein sozialpolitisches Modell, das den Unterprivilegierten ein Dach über dem Kopf u damit eine Teilhabe am Wohlstand ermöglicht und dadurch den Hasspredigern den Boden entzieht.
Das Haus in der Originalgröße eines üblichen Ferienbungalows darf von den Ausstellungsbesuchern betreten werden – innen liegt sogar echtes Brennholz im Kamin. Allerdings ist dieses Exponat aus gepressten Universalplatten und halb-transparenter Stoffbespannung nicht im funktionalen Sinne als ein reales Haus gedacht, dessen statische Konstruktion Gnade vor den Inspektoren des Bauaufsichtsamts finden müsste, sondern es ist lediglich als ein Architekturmodell im Maßstab 1:1.
Auch alle anderen begehbaren 1:1-Modelle stellen lediglich Vorschläge dar, wie das zweistöckige „One Man House“ (2010). Eine Treppe führt zu einer eingezäunten Plattform hinauf, von der aus man durch ein kreisförmiges Gestänge in die Ferne blickt wie durch ein Kameraobjektiv.
Von seinem künstlerischen Selbstverständnis her begreift sich Thomas Schütte keineswegs als Architekt. Auch bei diesen voluminösen Gebilden verbleibt er ganz bewusst in der Rolle des Bildhauers. So ist denn nicht nur bei der Bronzeskulptur „Vater Staat“ (2009/10) oder…