Jolanda Drexler
Thomas Schütte
Haus der Kunst, München, 7.6. – 6.9.2009
Zeitgleich zur Auftaktzeremonie der Biennale von Venedig, bei der Tobias Rehberger der Goldene Löwe überreicht wurde, eröffnete man im Münchner Haus der Kunst eine große Überblicksschau des vorletzten Preisträgers Thomas Schütte. Der in Düsseldorf lebende Künstler (1954 in Oldenburg geboren) wird nun in München erstmals umfänglich museal präsentiert, nachdem ihn der hiesige Galerist Rüdiger Schöttle als einer der ersten bereits 1980 gezeigt hat. Der dreimalige documenta-Teilnehmer, dem das Image eines kritischen, auch eigenwilligen Zeitgenossen anhaftet, zählt zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation. Selbstredend lehnt er „Schlaumeierkunst“ ebenso wie pathetische „Glamour- und Großkunst“ rigoros ab, auch die elektronischen Medien, „dieses digitale Getüddele“, das sich den „verklebten Gehirnen“ (Schütte) der Unterhaltungsindustrie anbiedert. Dies zeugt nicht etwa von weltfremder Rückwärtsgewandtheit, vielmehr geht es darum – nachdem heute Moderne und Avantgarde gänzlich durchdekliniert seien –, „Positionen zu entwickeln“ durch Vertiefung und Neuinterpretation der bewährten Kunstgenres: „Es gibt heute immer noch so viele brachliegende Felder der Kunst. Zum Beispiel Porträtzeichnungen … Oder so vergessene Medien wie Keramik, Drucke, Bronzen.“
Schüttes Kunst ist im Grundtenor gesellschaftskritisch und politisch; vor allem aber scheint er zunehmend elementare persönliche Befindlichkeiten in seinen Werken aufzuarbeiten, wie Wut, Trauer, Entfremdung, Glück – frei von Pathos, dafür aber ironisch und witzig. Kein anderer Künstler weist in seinem Schaffen eine vergleichbare Vielfalt an Gattungen, Techniken und Formaten auf wie Schütte. In seiner Experimentierfreude und seinem lustvollen Umgang mit dem Material ist das Scheitern mit einkalkuliert: „Als Künstler kann man alles falsch machen und hinterher…