Uta M. Reindl
Thomas Ruff
»Lichter«
S.M.A.K., Gent, 17.5. – 24.8.2014
Kunsthalle Düsseldorf, 20.9.2014 – 11.1.2015
Nicht Technik, das Bild interessiert mich. Wenn die NASA zum Mond fliegt: Was ist da wichtig? Die Technologie oder der Mond? Das Ergebnis ist doch wichtig”, so Thomas Ruff, dem der Ruf des technischen Experimentierers unter den Fotografen seiner Generation vorausgeht, auf Kritikerfragen kurz vor der Eröffnung seiner jüngsten Ausstellung in Gent. Nein, er sei auch kein Fotograf, er sei ein Künstler, der an der Akademie studiert habe. Die lapidar klingenden Äußerungen des Meisterschülers von Hilla und Bernd Becher, dessen Fotografie wie hoch preisige Malerei gehandelt wird, leuchten ein. Inwieweit sie Anlass für Zweifel geben, mag der Besucher der Genter Ausstellung für sich entscheiden, angesichts der retrospektiv angelegten Präsentation im S.M.A.K. sowie der dort präsentierten fünf Werkgruppen aus den letzten 35 Jahre, deren künstlerische und technologische Genesis kaum unterschiedlicher sein könnte.
Mit den “Interieurs” (1979 – 1983), den mittelformatigen Farbaufnahmen von Wohnungen der Eltern, Verwandten und Freunde des 1958 im Schwarzwald geborenen Künstlers, hatte sich Ruff von der Schwarz-Weiß-Ästhetik seiner “Meister” emanzipiert, wobei er der kühlen Bildkomposition und dem seriellen Prinzip der Bechers treu geblieben ist. Die fotorealistischen Aufnahmen zeigen Fünfziger-Jahre-Settings von Schlaf-und Wohnzimmern, von Bädern. Sie sind heute, in Zeiten des Retroblicks, natürlich als Dokument eines Lebensgefühls, interessant. Drängt sich bei der frühen Serie die Relevanz des Ausstellungstitels “Lichten” nicht unbedingt auf, dann aber gewiss bei der zwischen 1989 und 1992 entstandenen Serie “Sterne”. Diese verweist noch persönlicher auf Ruffs Biografie, denn schon als Jugendlicher faszinierte…