Helga Meister
Thomas Ruff
»Das Sprengelprojekt«
Sprengel Museum Hannover, 21.1. – 1.4.2007
Thomas Ruff will es wissen, was seine Kunst von der Malerei unterscheidet. Der malerischste unter den Fotokünstlern untersucht in seinem “Sprengelprojekt” in Hannover die Wirkung beider Medien, indem er Beispiele von neun seiner Serien in die ständige Sammlung des Hauses nach 1945 einfügt. Er beginnt mit zwei “Sternen”, die ihm einst den internationalen Durchbruch brachten. Der Blick des Eintretenden wird zugleich auf die Skulptur von Hans Uhlmann gelenkt, die im Licht steht und Schatten wirft, als kommentiere sie seine Schwarzweißarbeiten.
Kaum steht der Betrachter im ersten Saal, wird er auch schon von den Substraten gefangen genommen. Eines dieser grandiosen Beispiele hängt neben Arbeiten von Ernst Wilhelm Nay. In beiden Fällen geht es um eine Kunst, die in der Gegenständlichkeit ihren Ausgangspunkt nimmt und in der Abstraktion endet. Die Quellen für Thomas Ruff waren Mangas, japanische Comic-Figuren also. Nachdem er sie im genialen Spiel mit dem Computer aus dem konkreten Bild in das leere, künstliche Feuer überführt hatte, ist der Vergleich mit der Gegenstandsferne eines Nay gar nicht so weit hergeholt. Die frühen Arbeiten des Kölner Künstlers scheinen unter dem Glanz des Düsseldorfer Nachfahren neu zu leben. Andererseits ist die Ölfarbe in ihrer Substanz so anders als die glatte, perfekte Foto-Oberfläche, dass das Gespräch der Kunst über ein halbes Jahrhundert hinweg nicht gelingen will. Allzu expansiv sind die Substrate. Sie haben eine Eigenmacht und dulden nichts neben sich. Der Betrachter wird vom Glas und von der glatten Oberfläche des Bildes regelrecht zurückgeschleudert.
Dann…