EDGAR SCHMITZ
Thomas Ruff
Essor Gallery, London, 8.9. – 19.10.2001
Thomas Ruffs Arbeiten sind Bilder nach Bildern und entstehen aus der Verwertung von schon vorhandenem Material. Die neuen abstrakten Drucke stammen aus der digitalen Überarbeitung von Comicvorlagen, die Fotografien von Sternenhimmeln aus gekauften Aufnahmen, die Pornofotos kommen aus dem Internet und die Serie der Zeitungsfotos basiert auf tatsächlichen Zeitungsausschnitten. Mit diesem Material spielt er Möglichkeiten der Bearbeitung in allen ihren fotografischen Schattierungen durch: die großen Porträts ziehen sich durch präzise Inszenierung der Aufnahme und monumentale Präsentation als überdemonstrative Passfotos hinter ihre totale Oberfläche zurück, während die aus dem Internet gezogenen pornografischen Vorlagen aus der in der Vergrößerung bewusst betonten Pixelierung fast zögerlich auftauchen. Und so wie Ruff die Aufnahmen von Mies van der Rohes Bauten durch betonte Montiertheit in die Vergangenheit zurückfaltet (und so eher platziert als abbildet), erscheint der Sternenhimmel in großformatiger Präsentation nicht nur als diagrammatische Struktur, sondern auch als abstraktes Muster. Der Anspruch auf wissenschaftliche Erkenntnis behauptet sich dabei nur noch als Titel, der Uhrzeit und Ausrichtung des Teleskops verzeichnet.
Im Zusammenspiel der verschiedenen Arbeitsreihen ergibt sich ein Feld von Verschiebungen und Verwendungen, das die Angemessenheit von Bearbeitungen immer neu infragestellt und in dem am vielleicht auffallendsten gerade die Brüche sind, in denen sich durch ähnliche Prozesse sehr Unterschiedliches herstellt. In den Porträts erstellt Vergrößerung eine unhintergehbare Oberflächigkeit, im Internetmaterial führt derselbe Eingriff zur quasi-malerischen Entrückung und Verzauberung, deren Weichzeichnerästhetik sich dann wieder an der mathematischen Regelmäßigkeit der Pixel bricht. Und während Vergrößerung als Betonung des Druckrasters in den Zeitungsfotos…