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Ausstellungen: Nürnberg · von Martin Blättner · S. 370 - 370
Ausstellungen: Nürnberg , 2004

MARTIN BLÄTTNER
Thomas Rentmeister

Kunsthalle Nürnberg, 22.7. – 26.9.2004
Museum zu Allerheiligen/Kunstverein Schaffhausen, 29.5. – 7.8.2005

Industriell hergestellte Gebrauchsgegenstände lösen weiterhin Debatten um einen Kunstbegriff aus, der in der “White Cube” des Ausstellungsraumes stets neu reflektiert werden muss. Auch wenn nun bald einhundert Jahre vergangen sind, seit Marcel Duchamp eine “Fontäne” (ein Pissoirbecken), einen Flaschentrockner oder ein “Fahrrad-Rad” provokativ im Museum präsentierte und zur Kunst erklärte, können wir noch keinen Grenzstrich zu einer kunstgeschichtlichen Epoche ziehen. Die Impulse des Franzosen aus der New Yorker Dada-Szene sind weitreichend. Die Pop-art der sechziger Jahre beispielsweise wäre so nicht denkbar gewesen. Andererseits zeigte sich, dass bei der Grenzverwischung zwischen Kunst und Lebenswirklichkeit vor allem die Logos der Markenprodukte in Erscheinung traten, die unser Konsumverhalten beeinflussen und unseren trivial gewordenen Alltag wesentlich mitbestimmen.

So gesehen müssen wir uns nicht mehr allzu sehr über die entkernten Kühlschränke wundern, die Thomas Rentmeister zu Ikonen eines inzwischen fragil gewordenen Wohlstands auftürmt, sondern eher, warum er die ausgedienten Apparate einer Kühlungskultur mit der “Penatencreme” in Verbindung bringt. Sicher, die absurde Konfrontation des Unvereinbaren kennen wir als surrealistisches Prinzip in der dadaistischen Nachfolge: als vertraute Verunsicherungs-Strategie zur absichtslosen bis gewaltsamen Hinführung auf neue Sehweisen. Der viel hinterfragte Zusammenhang zwischen der zarten Babycreme und den mit eben dieser Masse eher grob verspachtelten Kühlschränken ist offensichtlich ein ironischer, der nicht nur auf die Hygiene der keimfreien Werbewelt anspielt.

Schon im ersten Raum der Kunsthalle stimmen die großformatig an die Wand gemalten Markenzeichen der Creme-Dosen auf die fast etwas nostalgische Konsumwelt des Reinen und Schönen ein:…


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von Martin Blättner

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